Anke und Erhard Doubrawa: Zum Geleit (2009) S. 7 (Leseprobe 1)
Erhard Doubrawa: Brief an Dan (1995) S. 9 (Leseprobe 2)
Gestalttherapie für Einsteiger: Eine Anleitung zur Selbstentdeckung S.11
Zur deutschen Ausgabe 1995 [S. 11] (Leseprobe 3) · Einleitung [S. 13] (Leseprobe 4) · Hier und Jetzt [S. 17] · Wie alles zusammenpasst [S. 27] · Lernen, ich selbst zu sein – nicht, wie ich sein sollte [S. 33] · Was ich über mich lernen kann, wenn ich mich ärgere und andere beschuldige [S. 47] · Wie ich vermeiden kann, mich gegen mich und meinen Körper zu wenden [S. 63] · Und jetzt? [S. 75] · Noch einmal [77]
Erzählte Gestalttherapie: Praxisberichte S. 79
Erzählte Geschichte der Gestalttherapie: Daniel Rosenblatt im Gespräch mit Anna und Milan Sreckovic S.193
Daniel Rosenblatt 1925-2009 S. 225
Erhard Doubrawa: Gestalttherapie S. 229
Einen Gestalttherapeuten finden S. 237
Quellenangaben S. 238
Literaturempfehlungen S. 239
Anmerkungen S. 243
Und hier die Leseproben:
Leseprobe 1:
Anke und Erhard Doubrawa: Zum Geleit (2009)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
voll Freude und Dankbarkeit legen wir Ihnen diesen Klassiker der Gestalttherapie in erheblich erweiterter Form vor. Gleichzeitig sind wir traurig, dass Daniel Rosenblatt das Erscheinen dieser Ausgabe nicht mehr erleben konnte. Er verstarb vor wenigen Wochen in Ft. Lauderdale/Florida im Alter von 84 Jahren.
Sein vorliegendes erstes Buch gehört neben seinem zweiten Buch »Gestalttherapie für alle Fälle: Eine Anleitung zum selbstbestimmten Leben« (Edition GIK im Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2008) zu den meistgelesenen Gestalttherapie-Büchern in englischer und auch in deutscher Sprache. Zu dieser Neuauflage von »Gestalttherapie für Einsteiger« sind hinzugekommen
Sollte Ihr Interesse geweckt worden sein, eine Gestalttherapeutin oder einen Gestalttherapeuten aufzusuchen, um sich bei Ihrer Selbstentdeckung unterstützen zu lassen, gibt es für Sie am Ende des Buches Infos, wie Sie einen Therapeuten in Ihrer Region finden können.
Viele Jahre durften wir Daniel Rosenblatts Großzügigkeit erfahren. Er war unser Therapeut und Lehrer. Er leitete zahlreiche Gestalttherapie-Workshops an unserem Institut und war Trainer
im Rahmen unserer Gestalttherapie-Ausbildungsgruppen. Darüber hinaus hat er unsere Institutsarbeit wohlwollend als Freund und Ratgeber unterstützt und begleitet. Er fehlt uns.
Anke und Erhard Doubrawa
Gestalt-Institut Köln (GIK)
Leseprobe 2:
Erhard Doubrawa, Brief an Dan (1995)
Lieber Dan,
Dich zu kennen, verdanke ich meinem Lehrer und Mentor, Milan Sreckovic, der mich zum Weiterlernen zu seinen eigenen Lehrern und Freunden schickte. Inzwischen bin ich selbst Lehrer geworden und schicke meine Schüler zu Dir in die Lehre.
Was fand ich bei Dir? - Liebevolle Achtung und leidenschaftliche Beharrlichkeit: Du konntest stundenlang mit einem in unserer Lerngruppe arbeiten, ohne hartnäckig zu werden. Ohne beweisen oder gewinnen zu müssen. Deine Bereitschaft, Menschen in ihren Selbsterforschungsprozessen zu begleiten, hat jenen langen Atem, jene Zugewandtheit und Achtsamkeit, die die Seele braucht, um lernen zu können.
Zugleich ist Deine Gestalt-Arbeit auf eine sehr wirksame Weise einfach. So ursprünglich, so pur wie Dich sah ich nur einen weiteren Menschen arbeiten: Lore Perls, Deine Lehrerin, deren engster Vertrauter Du später warst.
Immer wieder zeigtest Du Deinen Schülerinnen und Schülern, dass es bei der Arbeit nicht um den Therapeuten geht, sondern um den Klienten und seine Selbsterforschung, der wir nur »Türen öffnen« können, wie der deutsche Titel Deines Buches (Köln, EHP 1986) ausdrückt.
Den ersten Schritt in die therapeutische Beziehung machen immer die Klienten. Und ihr Recht ist es auch zu bestimmen, was sie preisgeben, ansehen, womit sie experimentieren, welche Räume ihres Selbst und ihrer Welt sie (neu) erforschen oder (wieder) erobern wollen.
Bereitwillig öffnest Du uns Lernenden auch Türen zu Deinen inneren Prozessen, während Du arbeitest. Zeigst uns, was es heißt, dass der Gestalt-Therapeut »sein eigenes Instrument« ist. Und Du machst uns Mut, unseren eigenen, inneren Prozessen zu vertrauen.
Ist bereits »Türen öffnen« ein großes Geschenk und eine lebendige Mitteilung für alle Suchenden und Lernenden, so darf ein anderer Aspekt Deiner Arbeit nicht unerwähnt bleiben: Du arbeitest auch mit Menschen, für die sich die Türen zum Leben langsam und unwiderruflich schließen. Du begleitest AIDS-Patienten und stellst die Fragen nach dem Tod, nach dem Sinn, der bleibt, und nach dem Sinn therapeutischer Arbeit angesichts des Sterbens genauso beharrlich und kontaktvoll wie die nach Wachstum und Lebendigkeit. Dies gibt Deiner Arbeit eine selten anzutreffende Radikalität und Tiefe. (Psychotherapie im AIDS-Zeitalter. Ein Vortrag; http://www.gestalt.de/aids. html)
Heute, hier und jetzt, kann ich nun voll Freude und Stolz Dein zweites, von Marein von der Osten-Sacken einfühlsam ins Deutsche übersetzte, Buch vorstellen: »Gestalttherapie für Einsteiger« - solch ein Buch gab es bei uns bisher noch nicht. Es ist nicht nur eine »Einführung«, sondern viel mehr: eine Einladung zur Gestalttherapie.
Es macht die Leserinnen und Leser nicht nur mit Gestalt-Arbeit vertraut, sondern vielmehr - ganz gestaltisch auch mit sich selbst.
Es ist genau das Buch, das ich mir immer gewünscht habe, wenn Menschen mich fragen, was das denn eigentlich ist: Gestalt-Therapie.
Eigentlich - ihrem innersten Wesen nach - ist sie nicht Wissen, sondern Erfahrung. Und wie anders kann man Gestalt dann vermitteln als erfahrungsbezogen! Diesen Einstieg gibst Du in Deinem neuen Buch - in weiser und erfahrener Abschätzung der Schritte, die ein Mensch allein gehen kann, um herauszufinden, ob dieser Weg zu ihm passen könnte.
Wie Du Deinen Leserinnen und Lesern bereits die Tür zum inneren Erleben des Therapeuten geöffnet hast, so zeigst Du hier Wege zum inneren Erleben des Klienten selbst.
Letztlich sucht jede Reise, die wir machen, das Land der Seele. - So wünsche ich Deinen Leserinnen und Lesern, Deinem Buch und Dir selbst, lieber Dan: Guten Weg und gute Reise! Möge Dein Buch vielen ein guter Weggefährte sein!
Herzlich, Dein Erhard
Leseprobe 3:
Daniel Rosenblatt: Zur deutschen Ausgabe (1995)
Diese »Fibel der Gestalttherapie« habe ich bereits 1975 geschrieben. Der eigentliche Urtext der Gestalttherapie »Gestalt Therapy: Excitement and Growth in the Human Personality« [dt.: »Gestalttherapie Grundlagen« und »Gestalttherapie Praxis«, dtv] war bereits fünfundzwanzig Jahre alt. Während dieser Zeitspanne hatten sich viele Gestalt-Trainees mit der schwierigen Sprache jenes Gemeinschaftswerkes von Perls, Hefferline und Goodman (PHG) abgemüht. Man verbreitete die Ansicht, der Text sei absichtlich so unklar abgefasst, damit die Leser ihn nicht einfach introjizieren könnten.
Logischerweise müsste demnach jeder Leser die schwierige Sprache des Textes bedenken und durchkauen, könnte ihn also nicht unkritisch und unverdaut hinunterschlucken. Meiner Meinung nach ist aber gerade das Befürchtete geschehen. In ihren angestrengten Versuchen, diese Sprache zu verstehen, scheiterten die Trainees und machten dann vorzugsweise nur das nach, was sie begreifen konnten. Im Endergebnis unterblieb eine kritische Überprüfung der Grundlagen der Gestalttherapie weitgehend, und die grundlegenden Annahmen von PHG überdauern unangefochten.
Wenn aber eine Theorie oder eine Lehre zu wachsen beginnt, dann entwickeln sich auch eine Menge Sprösslinge und Verzweigungen, andernfalls vertrocknet sie, eingekapselt in ihren ursprünglichen Formulierungen. Dies ist tatsächlich etwa ein Problem der Freudschen psychoanalytischen Bewegung oder der Jungschen analytischen Psychologie. Ich hoffe, dass die Gestalttherapie nicht in ein ähnliches Stocken gerät.
Aus diesem Grunde schrieb ich die »Gestalttherapie für Einsteiger« als eine Möglichkeit, das zugänglich zu machen, was ich in dem wortreichen Text von PHG für weise und nährend halte. Zwar benutze ich nicht die Wörter Introjektion, Projektion und Retroflexion, aber die Kapitel drei, vier und fünf widmen sich der Erforschung dieser Mechanismen, die Kontakt behindern und verzerren können.
Heute [1995], zwanzig Jahre nach der Erstausgabe dieses Buches, ist es in englischer Sprache wieder aufgelegt worden und wird in Deutschland publiziert. Während dieser Zeitspanne sind viele Therapeuten von ihren Klienten und Schülern um Kopien dieses Buches gebeten worden, und ich freue mich, dass es nun wieder zur Verfügung steht. Ich habe es noch einmal sorgfältig gelesen und beschlossen, es so zu lassen, wie es ursprünglich geschrieben wurde. Ich betrachte es nach wie vor als eine Einführung in die Gestalttherapie, als eine Einladung, mit dem Forschen zu beginnen. – Vielleicht bin ich ja nicht ganz unvoreingenommen, aber mir kommt das Buch so frisch und lebendig vor wie zu der Zeit, als ich es schrieb. Es macht mir Freude und ich hoffe, es wird einer weiteren Generation von Leserinnen und Lesern ebenso Freude bereiten.
Daniel Rosenblatt
Leseprobe 4:
Daniel Rosenblatt: Zur deutschen Ausgabe (1995)
Dies Buch ist als Vorgeschmack gedacht, als Appetithappen, als ein Scheibchen von dem, was Gestalttherapie wirklich ist.
In einer echten Sitzung mit einem Gestalttherapeuten wird alles, was geschieht, ganz allein nur für dich zubereitet.
Hier aber – zumal ich dich nicht kenne – erfinde ich, was zwischen dir und mir geschehen könnte, damit du eine Ahnung davon bekommst, wie das Denken und wie die Techniken funktionieren, die benutzt werden, damit du wachsen, in Berührung mit deinen Gefühlen kommen und versteckte Seiten deiner selbst erforschen kannst, um ganz du selbst zu werden.
Hier sind verschiedene Arten, wie ein Gestalttherapeut auftritt. Er wird womöglich
Ein Gestalttherapeut wird womöglich
Untersuchst du jenes »nichts« näher, so wirst du vielleicht entdecken, dass eine Menge Interessantes in dem verborgen liegt, was so negativ scheint.
Ein Gestalttherapeut wird womöglich
Vielleicht ist er mehr an dem interessiert, was zwischen dir und ihm passiert, als an deinem Traum. Vielleicht vermutet er, dass du deinen Traum träumtest, um ihn oder dich in die Irre zu führen. Vielleicht bittet er dich, jedes Element deines Traumes zu werden.
(Ich träumte, dass ich in einem riesigen Ozeandampfer verloren war, und große Wellen schwappten in das Schiff.)
Vielleicht bittet er dich, ein großer Ozeandampfer zu werden und ihn sprechen zu lassen. Vielleicht fordert er dich auf, große Wellen zu werden, die das Schiff überrollen, und sie reden zu lassen. Vielleicht regt er an, dass du einen Dialog zwischen dem Schiff und den Wellen erfindest. Vielleicht lässt er dich die Bedeutung deines Traumes entdecken und bietet nicht seine eigene Deutung an.
Nun, falls dieser Vorgeschmack von Gestalttherapie dir gefällt, dann möchtest du vielleicht weitermachen.
Ein Weg ist, das Buch Gestalttherapie zu lesen, das Fritz Perls, Paul Goodman und Ralph Hefferline 1951 geschrieben haben. Der andere Weg ist, einen guten Gestalttherapeuten zu finden und weitere Möglichkeiten zu erforschen, wie du dich entfalten kannst.
Du entscheidest selbst – und für dich selbst. Schließlich ist es auch bereits ein wesentlicher Bestandteil der Gestalttherapie, daran zu glauben, dass du selbst letztlich weißt, was das Beste für dich ist. Als Gestalttherapeut will ich dich in die Lage versetzen, dies Wissen wirklich zu erlangen und für dich zu nutzen.
Hier sind zwei Vorschläge (du kannst sie außer Acht lassen), die dies Buch betreffen.
Dr. Daniel Rosenblatt (1925 - 2009) studierte in Harvard und Cambridge und erlernte Gestalttherapie bei Laura Perls. Nach einer langjährigen akademischwissenschaftichen Tätigkeit arbeitete er weit mehr als 40 Jahre in seiner privaten psychotherapeutischen Praxis in New York.
Er war „Fellow“ und ehemaliger Vizepräsident des New Yorker Instituts für Gestalttherapie und leitete Ausbildungsgruppen in Gestalttherapie in den USA, Europa, Australien und Japan.
Neben „Gestalttherapie für Einsteiger“ veröffentlichten wir in unserer Edition zusammen mit dem Peter Hammer Verlag von Daniel Rosenblatt: „Gestalttherapie für alle Fälle“, „Zwischen Männern. Gestalttherapie und Homosexualität“ und seine Gespräche mit Laura Perls, der Mitbegründerin der Gestalttherapie („Meine Wildnis ist die Seele des Anderen. Der Weg zur Gestalttherapie“).
Bitte beachten Sie auch die zahlreichen Beiträge des Autors in unserer Zeitschrift "Gestaltkritik" (alle Texte in voller Länge online).