Cover: Das Zwischen. Eine dialog-phänomenologische Perspektive (Cornelia Muth)

Cornelia Muth
Das Zwischen!?
Eine dialog-phänomenologische Perspektive

Herausgegeben und mit einem Geleitwort von Erhard Doubrawa

Das Zwischen ist sowohl existentielle Praxis als auch Begriff für einen Wahrnehmungsmodus. Das Zwischen hat demnach zwei Seiten: Die eine zeigt sich im Dialog, die andere im Denken, Erfahren und Sprechen. Die erste steht für die dialogische Seite, die andere betrachte ich als phänomenologische. Dialogisch heißt, dass mein Sein immer ein Mit-Sein mit anderen Menschen ist; phänomenologisch bedeutet, dass ich mir leibhaftig bewusst werde, in welchem Modus ich die Welt und meine Mitmenschen wahrnehme. In der lebenspraktischen Umsetzung deckt sich das Zwischen als unendliches Üben und liebevolles Experimentieren auf.
Das Zwischen, auf das der Dialogphilosoph Martin Buber hinweist, steht im Fokus des hier Geschriebenen. Buber hat es nicht als erster er- und gefunden. Er hat Vorgänger*innen und Nachfolger*innen.
Aus der Einleitung.

gikPRESS 2015 (Originalausgabe)
GIK Gestalt-Institute Köln & Kassel
80 Seiten, Paperback: 12,80 EUR, eBook: 4,99 EUR

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Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

  

Allen Menschen, die mir ein Gegenüber waren gewidmet,
insbesondere Erem, meinem achtjährigen Nachbarn.
uns beiden - so wage ich zu behaupten - tat sich
während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ein spielerisches Zwischen auf!
(Cornelia Muth)

Inhalt

Geleitwort von Erhard Doubrawa 7

1. Das Zwischen für eilige Leser*innen (Leseprobe 1) 11
2. Das Zwischen für eilige und tiefgründige Leser*innen (Leseprobe 2) 13
3. Zur dialog-phänomenologischen Perspektive (Leseprobe 3) 15
4. Das Zwischen bei Martin Buber 21
5. Das Zwischen im philosophischen Diskurs 41
6. Das Zwischen in gestalttherapeutischer Diskussion 51
7. Neue Einsichten über das Zwischen?! 65
8. »Drei Strophen für das werdende Zeitalter« 67

Literatur 69

 

Leseprobe1
Erhard Doubrawa,
Geleitwort

Du bist ich, und ich bin du.
Zeigt sich nicht deutlich, dass wir
miteinander verbunden, ineinander verwoben sind?
Du hegst die Blume in dir,
damit ich schön werde.
Ich verwandle den Unrat in mir,
damit du nicht leiden musst.
- Thich Nhat Han's Antwort auf das sogenannte »Gestaltgebet« von F. S. Perls

»Was Martin Buber 'Begegnung' nannte, das nennen wir in der Gestalttherapie 'Kontakt'« - so oder zumindest so ähnlich hat Lore Perls, die Mutter der Gestalttherapie, geantwortet, als wir Gestalt-trainees sie in den 1980er Jahren nach dem Zusammenhang von Martin Bubers dialogischer Philosophie und der gestalttherapeutischen Haltung und Arbeitsweise befragten.

Weiter hat sie ausgeführt, dass sie zutiefst berührt und inspiriert davon gewesen ist, Martin Buber in seinen Vorlesungen im Rahmen des Studium Generale am Jüdischen Lehrhaus an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main zu lauschen. sie hat sich mitten im Hörsaal von ihm »fast persönlich angesprochen und gemeint« erlebt.

Und dann berichtete sie weiter davon, dass sie als Psychoanalytikerin »natürlich« zuerst immer hinter ihren Klientinnen und Klienten gesessen hat, die vor ihr auf der Couch lagen. und dass der erste schritt in Richtung dialogischer Begegnung in der Therapie für sie war, sich ihren Klientinnen und Klienten gegenüber zu setzen - auf gleicher Augenhöhe.

Die Gestaltpädagogin, Dialog-forscherin und Hochschullehrerin Prof. Dr. Cornelia Muth und mich als Gestalttherapeuten, Gestaltausbilder und Publizist eint ein gemeinsames Herzensanliegen: Das Engagement für eine explizit dialogische Gestalthaltung und eine daraus resultierende phänomenologische (therapeutische) Arbeitsweise.

Schon als sie die ersten Skizzen des hier vorliegenden Buches auf der Jahrestagung 2014 unserer Gestalttherapie-Zeitschrift »Gestaltkritik« im »Gestalt-institut Köln (GIK)« präsentierte, war ich begeistert. und heute ist es mir eine besondere Freude, Ihnen - liebe Leserinnen und Leser - das erste deutschsprachige Buch, das das »Zwischen« im Titel trägt, als Herausgeber in die Hände legen zu dürfen.

Es reiht sich, wie ich finde, sehr gut in die vorhergehenden Gestalt-Publikationen der »Edition GIK« ein - so u. a. den Büchern der namhaften Gestalttherapeuten Gordon Wheeler (»Jenseits des Individualismus«) und Erving Polster (»Zugehörigkeit«). Ich wünsche ihnen wie immer viel Freude bei der Lektüre und bin mir sicher, dass sie mindestens ebenso viele Anregungen da- raus gewinnen werden, wie ich selbst es konnte.

Erhard Doubrawa, Herausgeber
Gestalt-institute Köln & Kassel (GIK)

 

Leseprobe 2
1. Das Zwischen für eilige Leser*innen

Das Zwischen ist sowohl existentielle Praxis als auch Begriff für einen Wahrnehmungsmodus. Das Zwischen hat demnach zwei Seiten: Die eine zeigt sich im Dialog , die andere im Denken, erfahren und sprechen. Die erste steht für die dialogische Seite, die andere betrachte ich als phänomenologische. Dialogisch heißt, dass mein sein immer ein Mit-sein mit anderen Menschen ist; phänomenologisch bedeutet, dass ich mir leibhaftig bewusst werde, in welchem Modus ich die Welt und meine Mitmenschen wahrnehme.

In der lebenspraktischen Umsetzung deckt sich das Zwischen als unendliches Üben und liebevolles experimentieren auf. Als philosophisches Konzept, d. h. wenn ich das Zwischen mental durchdringe, sehe ich Parallelen zum anarchistischen Denken von Gilles Deleuze: Das sein ist immer ein Prozess. Auch wenn wir damit »un-eins« sind, können wir lustvoll unterwegs sein, die weltbejahen und »anders« werden. für den Akt des Lesens meinte der französische Philosoph: »In einem Buch gibt's nichts zu verstehen, aber viel, dessen man sich bedienen kann. nichts zu interpretieren und zu bedeuten, aber viel, womit man experimentieren kann. Ein Buch muss mit etwas anderem 'Maschine machen', es muss ein kleines Werkzeug für ein Außen sein« (Ders. nach Ingrid Breuer 1996, 71). In diesem Sinn könnte ein Raum zwischen ihnen, werte Leser*innen und dem Geist meiner und den Gedanken Anderer sich auftun. Im zweiten Vorwort der französischen Ausgabe von »Ich und Du« kürzt Gaston Bachelard (1969, 8) dieses Geschehen mit »entre?et!« ab und beschreibt damit die Verantwortung , zu fragen, wer das ich ist und auf das Du zu achten, denn es ist anders als ich.

 

Leseprobe 3
2. Das Zwischen für eilige und tiefgründige Leser*innen

Das Zwischen, auf das der Dialogphilosoph Martin Buber hinweist, steht im Fokus des hier Geschriebenen. Buber hat es nicht als erster er- und gefunden. Er hat Vorgänger*innen und Nachfolger*innen. Seine Hauptquellen für die Entwicklung seines zwischenmenschlichen Denkkonzeptes sind sein eigenes Leben und, so sagt er selbst, Philosophen wie z. B. Jacobi, Feuerbach, Kierkegaard, Cohen, Rosenzweig und Marcel (vgl. Buber 1992, 299ff.). Das Zwischen als existentielle Praxis ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. In Europa taucht es laut Theunissen (2004, 154ff.) als philosophischer Begriff bei Platon als »Ambivalenz« und bei Aristoteles als Element einer Wahrnehmungstheorie auf. Er nennt es das »Zwischen des Tastsinns« (ebd. 1546). Pascal spricht von einem Ort, der zwischen nichts und Allen liegt. Kant meint, es gibt etwas, was weder vorher unbestimmbar noch nachher empirisch überprüfbar ist. Nach Husserl könnte es eine »Gelegenheitsweise« sein. für Heidegger ist die »Sorge ein Dasein des Zwischen« (ebd. 1547).

Doch kein anderer als Martin Buber hat in Europa, USA und in Israel unermüdlich auf das dialogische Zwischen als existentielle Praxis hingewiesen. Für ihn ist das Zwischen die »Urchance des Sein(s)« (Buber 1992, 301).

Der japanische Psychiater Kimuro setzt Bubers Zwischen mit dem japanischen Wort-Begriff Ki gleich. Er will damit eine soziale Zwischensphäre bezeichnen (vgl. Theunissen ebd.). Yamaguchi betrachtet es als Ort, wo »es im Sein atmet« (Ders. 1997, 234). Von der Spur dieser Atemchance handelt nun das Folgende.

 

Foto: Cornelia Muth
Cornelia Muth

Cornelia Muth, Professorin Dr. phil. habil. für Pädagogische Anthropologie an der university of Applied Sciences in Bielefeld. Diplom- und Gestaltpädagogin. Themen: Transkulturelle Erwachsenenbildung , Dialogisches Lernen und Praxisentwicklungsforschung. In unserer Edition gikPRESS ist bereits ein weiteres Buch von ihr erschienen: »Heilende chassidische Geschichten: Martin Buber für Gestalttherapeutinnen und Gestalttherapeuten«.

 

Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

 Cover: Das Zwischen. Eine dialog-phänomenologische Perspektive (Cornelia Muth)

Cornelia Muth
Das Zwischen!?
Eine dialog-phänomenologische Perspektive

Herausgegeben und mit einem Geleitwort von Erhard Doubrawa

Das Zwischen ist sowohl existentielle Praxis als auch Begriff für einen Wahrnehmungsmodus. Das Zwischen hat demnach zwei Seiten: Die eine zeigt sich im Dialog, die andere im Denken, Erfahren und Sprechen. Die erste steht für die dialogische Seite, die andere betrachte ich als phänomenologische. Dialogisch heißt, dass mein Sein immer ein Mit-Sein mit anderen Menschen ist; phänomenologisch bedeutet, dass ich mir leibhaftig bewusst werde, in welchem Modus ich die Welt und meine Mitmenschen wahrnehme. In der lebenspraktischen Umsetzung deckt sich das Zwischen als unendliches Üben und liebevolles Experimentieren auf.
Das Zwischen, auf das der Dialogphilosoph Martin Buber hinweist, steht im Fokus des hier Geschriebenen. Buber hat es nicht als erster er- und gefunden. Er hat Vorgänger*innen und Nachfolger*innen.
Aus der Einleitung.

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80 Seiten, Paperback: 12,80 EUR, eBook: 4,99 EUR

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