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Daniel Rosenblatt
Schattenarbeit (Teil 1)
Aus der Praxis der Gestalttherapie


Aus der Gestaltkritik

Gestaltkritik - Die Zeitschrift mit Programm aus den GIK Gestalt-Instituten Köln und Kassel
Gestaltkritik (Internet): ISSN 1615-1712

Themenschwerpunkte:

Gestaltkritik verbindet die Ankündigung unseres aktuellen Veranstaltungs- und Weiterbildungsprogramms mit dem Abdruck von Originalbeiträgen: Texte aus unseren "Werkstätten" und denen unserer Freunde.

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Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

  Hier folgt der Abdruck eines Beitrages aus der Gestaltkritik 1-2002:

Daniel Rosenblatt
Schattenarbeit (Teil 1)
Aus der Praxis der Gestalttherapie

 

Daniel Rosenblatt (Foto: Kurt Schröter)Daniel Rosenblatt

 

Liebevolle Achtung und leidenschaftliche Beharrlichkeit zeichnen Dan Rosenblatts gestalttherapeutische Arbeit aus. Er arbeitet geduldig, ohne hartnäckig zu werden. Ohne beweisen oder gewinnen zu müssen. Seine Bereitschaft, Menschen zu begleiten, hat jenen langen Atem, jene Zugewandtheit und Achtsamkeit, die die Seele braucht, um lernen zu können. Zugleich ist seine Gestalt-Arbeit auf eine sehr wirksame Weise einfach. So ursprünglich, so pur wie ihn sah ich nur einen weiteren Menschen arbeiten: Lore Perls, seine Lehrerin, deren engster Vertrauter er später war.

Im folgenden Beitrag öffnet er uns Leserinnen und Lesern großzügig auch die Tür zu seinen eigenen inneren Prozessen, während er arbeitet. Er berichtet von seinen eigenen Erfahrungen, von seiner Gegenübertragung, von seinen Werten, seinen Ängsten und seinen eigenen Bedürfnissen - und auch von seinen Fehlern. Auf diese Weise wird deutlich, was es heißt, daß der Gestalttherapeut "sein eigenes Instrument" ist.

Den zweiten Teil dieses Beitrags finden Sie unter diesem Link!

Der Herausgeber

 

Timmy kam zu mir auf Empfehlung eines ehemaligen Partners, eines Antiquitätenhändlers, der früher einmal in Therapie bei mir war. Weil Timmy von der Heterowelt nur Ablehnung und Verurteilung erwartete, hätte er an Therapie bei einem Heterosexuellen nie zu denken gewagt.

Timmy war weich, sanft und voller Scham. Er ließ sich von einer reichen Witwe aushalten, bumste mit ihr aber so wenig wie möglich und in der Hauptsache dann, wenn er für eine seiner Unternehmungen ihre Hilfe brauchte. Meine Hilfe suchte er wegen psychosomatischer Beschwerden: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Blähungen, übermäßigem Schwitzen und schlechtem Atem. Er trug etwas zu viel Schmuck, roch ein bißchen zu sehr nach Canoe, hatte das Haar mit Pomade gestriegelt. Er rief ein Gefühl sozialen Dünkels wach, das ich eigentlich nicht mag. Ich bewahrte mir einen gewissen Abstand zu seinem Leid und zu dem, das er Meg, seiner zweiundsechzig Jahre alten Dame, antat.

Den Namen Timmy (nicht Tim oder Timothy) hatte sich Mario selber zugelegt. Er meinte, "Timmy" klänge gediegener, denn darin verriete sich nichts von seiner Herkunft als Latino aus der Unterschicht, mit der er nichts mehr zu tun haben wollte. Timmy war als jüngstes von sieben Kindern im Kreise von Tanten, Onkeln, Cousins und Großeltern in der Südbronx aufgewachsen. Als er sechs Jahre alt war, bekam sein Vater, der seine Mutter regelmäßig verprügelte, einen Herzanfall und starb. Timmy war nett und freundlich und bekam von seiner Mutter und seinen Verwandten viel Aufmerksamkeit geschenkt. Daraus entwickelte sich ein wesentlicher Zug, über den er sich definierte: Er fand sich mit siebenunddreißig Jahren einfach unwiderstehlich. Ihm war völlig unbegreiflich, daß ich von ihm nicht hingerissen war, aber für solchen blanken Narzißmus hatte ich nur ein leicht verächtliches Lächeln übrig. Ich fand, er besaß wohl einen gewissen natürlichen Charme, aber nichts von der urtümlichen sexuellen Ausstrahlungskraft eines goldigen Strichers, eines bulligen LKW-Fahrers oder eines rauhen Straßenarbeiters. Nun war Timmy aber auch nicht zu einer persönlichen Verabredung oder zur moralischen Vervollkommnung bei mir. Vielmehr hatte er dauernde Kopfschmerzen, schwitzende Armhöhlen, übelriechende Fürze und einen kneifenden Magen - Symptome, die ihn sehr belasteten. So beschloß ich, meine persönliche Abneigung gegen sein pomadiges Auftreten und seine Großspurigkeit zur Seite zu legen und mich mit meinem beruflichem Selbst zu engagieren. Hier war eine Seele in Not, Timmy litt. Und ich beschloß, für ihn mein Bestes zu tun.

Am Ende des Tages wollte ich mir ein Video über Starman (1) ansehen, mußte aber immer wieder an Timmy und Meg denken. Also schaltete ich das Video wieder ab und wandte mich den störenden Gedanken zu. Wie die meisten Amerikaner war ich dazu erzogen worden, sexuelle Ausnutzung abzulehnen. Vergewaltiger, Kinderschänder, Zuhälter, Dirnen, Huren und Freier, männliche wie weibliche (in dieser Reihenfolge der Schandbarkeit) verachtete ich. Wenn ich nun Timmy "umerziehen" sollte, damit sich seine Symptome besserten, so würde ich genau festlegen müssen, wie weit ich mit dem "Lehrplan" gehen könnte. Sollte ich Timmy etwa zu einem Kurs in Karriereplanung anhalten, damit er aus seinen Lebensverhältnissen herausfände, obwohl es ihm darin doch scheinbar gut ging? Wenn ich ihm helfen wollte, würde ich sicher erst einmal mich selbst umerziehen müssen und meine von Kindheit an bestehenden Einstellungen gegenüber Ausnutzung und Verkauf von Sexualität überdenken müssen! Denn wenn ich es nicht auf mich nähme, an mir selber zu arbeiten, würde mein mögliches Mitgefühl für Timmy wegen meiner Ablehnung seiner sexuellen Praxis blockiert bleiben - wahrlich eine unhaltbare Position für einen schwulen Therapeuten.

Mir fiel das Musical My Fair Lady ein. Das mangelnde Mitgefühl des Sprecherziehers für Liza Doolittle hätte fast alles verdorben. Liza hätte fast nach der ersten Stunde aufgehört, wären nicht Henry Higgins Bedienstete und sein Freund Colonel Pickering so einfühlsam mit ihr umgegangen. Am Ende des Stückes sagt Eliza, das entscheidende sei gewesen, daß Colonel Pickering sie stets wie eine Dame behandelt hatte. Genau so würde ich Timmy mit der Würde und Achtung behandeln müssen, die man einem Gentleman entgegenbringt. Als sich Eliza ein Blumengeschäft kaufen will, redet ihr der Colonel dies nicht etwa als kleinbürgerliches Ziel aus, sondern gibt ihr sogar noch Geld dazu. Er behandelte sie also als Dame, ohne darauf zu bestehen, daß sie wirklich eine Dame würde. Pickering wußte die Erziehung Elizas in Grenzen zu halten. Bis zu welcher Grenze würde ich mit Timmys Erziehung gehen sollen? Mir und Timmy blieb noch viel zu tun, mehr als für diesen einen Abend. Dem Wesen der Prostitution wird in Mistress Warren's Profession von George B.

Shaw (2) genauer nachgegangen, aber ich wollte heute nicht mehr darüber nachdenken. Ich wollte dieses unschöne Stück warten lassen, mich erholen und mich wieder der wunderbaren Romanze von Starman und seiner Freundin zuwenden.

Therapie war harte Arbeit für Timmy. Er hatte an einer kleinen katholischen Universität in Westchester zwei Jahre studiert, aber schlecht abgeschnitten. Das Lernen aus Büchern war für ihn nur ein Mittel zum Zweck, um seine ungehobelte Erscheinung zu polieren, es war nur eine Eintrittskarte in die Gesellschaft. Durch den Besuch einer traditionsreichen Schule wollte sich Timmy sozusagen ein soziales Schmuckstück zulegen. Dabei hatte er auch gelernt, daß Fragen erlaubt ist. Zum Beispiel fragte er in der Therapiegruppe und in Einzelsitzungen "Wer war Faulkner?", "Wo ist die Alhambra?", "Was ist ein Kibbuz?". Aber wenn er eine Antwort bekommen hatte, ging er niemals darauf ein, um sein Verständnis zu vertiefen. Er wollte nur mitreden können, nicht selber diskutieren.

Viele von Timmys Symptomen hingen mit seiner Angst zusammen. Nachdem ihn Meg zu ihrem Gesellschafter gewählt hatte, gelangte er in die Kreise der oberen Mittelschicht. Dort fühlte er sich wie ein Eindringling und Betrüger. Er wußte, daß er es als sozialer Aufsteiger nicht schaffen würde, denn es war eben nicht genug, eine Tafel decken, ein Salatbesteck benutzen und das Geflügel zerlegen zu können. Ihm fehlte bei Megs Freunden der Boden unter den Füßen. Er war voller Unsicherheiten über seine Kleidung, die Ethan-Allen-Möbel (3) in seiner Wohnung, die Nouvelle Cuisine, die er einfach nicht mochte. Als allseits bewundertes Kind in einer vielköpfigen Latino-Familie hatte er nie die Mühe kennengelernt, welches Stück Seife von Roger&Gallet man auswählen solle oder ob 4711 inzwischen aus der Mode sei. Vor allem fand er die Geschlechtsorgane von Frauen widerlich, ihr Aussehen, ihren Geruch und ihren Geschmack. Und hier war er nun in ein heterosexuelles Verhältnis mit Meg eingebunden, einer Frau, die ihm seine Wohnung und seine Reisen bezahlte und die zweiundsechzig Jahre alt war, älter als seine eigene Mutter.

Timmy legte Wert darauf, daß Meg von seinen homosexuellen Beziehungen wußte. Damit wollte er nicht Ehrlichkeit an den Tag legen, sondern sich in erster Linie Meg sexuell vom Leibe halten und sein Recht auf ein eigenes Leben zum Ausdruck bringen. Meg hörte sich seine Geschichten an und legte sich dann ihre eigenen zurecht: "Du bist an Männern nicht wirklich interessiert, Timmy. Bei der Art, wie du Sex mit mir machst, kann das einfach nicht sein. Ich weiß es." Oder sie meinte, er hätte nur früher einmal Geschmack an Männern gefunden, bevor er wußte, wie gut es in Wahrheit mit Frauen ist; aber dies sei jetzt Vergangenheit. Oder wenn sie besonders zynisch war, dachte sie: Gegenwärtig ist er mit mir zusammen, und wenn er nun schon mal ein bißchen herumstreunen muß, dann doch lieber mit einem Mann als mit einer hübschen jungen Frau. Was ist schon dabei. Timmy ist gerade so gut, wie ich ihn mir mache.

Meg wußte, daß sich ihre heterosexuellen Mittelschichtfreunde daran störten, daß Timmy Latino war und von ihr ausgehalten wurde. Ihr machte das nichts aus, jedoch Timmy durchaus. Er wollte Anerkennung. Und vielleicht fühlte er sich irgendwo im Innersten dafür schuldig, was er Meg antat, und vielleicht auch dafür, was er sich selbst antat. Es war zumindest meine Vermutung, daß ein Teil von Timmys Angst und psychosomatischen Beschwerden Folge seines Schuldgefühls wären. Aber herauszufinden, ob er sich tatsächlich schuldig fühlte, oder ob ich meine eigenen Werthaltungen auf ihn projizierte, würde nicht so leicht werden.

Als wir mit der Arbeit begannen, hatte Timmy nur beschänkte Vorstellungen von Therapie und dem Therapieprozeß. Da er wußte, daß viele von Megs Freunden einen Therapeuten hatten, hielt er seinen Schritt in die Therapie für mutig und außerdem für modern. Zu Beginn benahm er sich überaus höflich und freundlich. Schließlich war er nur Krawattenverkäufer bei Countess Mara, ich dagegen ein Doktor von der Harvard Universität. War dies also nicht der richtige Stil, wie man mit einem Doktor umgeht? Außerdem suchte er meine Hilfe für Symptome, die ihn gesellschaftlich in die Ecke manövrierten und derer er sich sehr schämte.

Ich glaube, daß jeder Mensch vor der Aufgabe steht, der Welt einen Sinn zu geben und sich dann zu ihm passend zu verhalten. Deshalb wird jeder unausweichlich zum Psychologen und Philosophen. Ich wußte, daß auch Timmy seine eigenen Werte und Weltanschauungen hatte, auch wenn er sie nicht in Worte fassen konnte. Ich wollte ihm helfen, seine grundlegenden Auffassungen darüber, wie die Welt funktioniert und wie er in ihr funktioniert, besser zu verstehen. Dabei wußte ich, wenn ich mit meinen Mittelschichtauffassungen seine Auffassungen verurteilte, würde ich ihn nicht erreichen. Deshalb war auch ich auf meine Weise höflich und freundlich. Und auch ich war ein Schwindler und Betrüger, insofern ich tatsächlich mißbilligte, wie er Meg ausnutzte, mir aber aus beruflichen Gründen kein Urteil und keinen Einspruch erlaubte, solange die beiden denn zufrieden waren. Allerdings ob Timmy tatsächlich zufrieden war, würde ich noch in Erfahrung bringen müssen, und bei Meg war ich mir auch nicht ganz sicher.

Noch etwas beunruhigte mich. Ich empfand Timmy als Schleimer, fühlte es im Bauch, spürte es als Aufruhr im Magen. Mir wurde nicht gerade übel, aber ich hatte einen sauren Geschmack im Mund, wie wenn ich etwas gegessen hätte, das zu scharf gewürzt war. So also hatte ich in Reaktion auf Timmy meine eigenen psychosomatischen Symptome. Woran machte sich nun mein Eindruck fest? Ich konnte drei Elemente benennen. Das erste war Timmys pures Eigeninteresse. Er sah die Welt wie ein Wolfsrudel: Friß oder werde gefressen. Stiehl oder werde bestohlen. Dabei mag die Armut zu seiner einseitigen Ansicht über menschliche Beziehungen beigetragen haben. Das zweite waren Timmys selbstgerechte Rationalisierungen. Er behauptete, Meg bekäme für ihr Geld einen guten Gegenwert, er würde sich um sie kümmern und ihren Interessen bestmöglich entgegenkommen. Und schließlich waren da seine Unterschichtwerte: Geld bedeutet alles; auf Liebe ist kein Verlaß; mit einem dicken Konto kommt alles in Ordnung; Privateigentum und Grundbesitz sind heilig. Einer seiner größten Triumphe war, daß er Meg dazu gebracht hatte, ihm eine Wohnung kaufen und auf seinen Namen eintragen zu lassen.

Ich hatte manche Berührungspunkte mit Timmy. Meine Eltern waren vor achtzig Jahren wegen Diskriminierungen aus Osteuropa ausgewandert, doch nur um sie im Gelobten Land erneut zu erleben. Mir war Timmys Wunsch sympathisch, auf der sozialen Leiter aufzusteigen, gerade so wie ich es selber tat. Jedoch seine Mittel zum Aufstieg waren eine Herausforderung für die meinen. Er wollte seinen sozialen und sexuellen Charme einsetzen, um Menschen auszunutzen; ich wollte meine intellektuellen Fähigkeiten dafür zur Verfügung stellen, Menschen bei der Selbsterkenntnis zu helfen. Ich wußte, daß seine Selbstgerechtigkeit einen engen Bezug zu meinen Schuldgefühlen hatte, und fragte mich, ob nicht Timmy gewissermaßen der Alptraum meiner selbst sei und ich ihn deshalb so anwidernd fand. Manchmal hatte ich im Scherz auch über meine Arbeit als Therapeut gesagt, daß sie der einer Hure gleiche: Wir haben beide Kunden, werden beide nach Stunden bezahlt, wir bleiben beide aus professionellen Gründen moralisch neutral. Offenbar würde ich wohl meinen Blick auf zwei Klienten richten müssen: auf Timmy mit seinen psychosomatischen Beschwerden und auf Danny mit seinen psychosomatischen Reaktionen.

Von der ersten Sitzung an hielt ich Timmys Großtuerei für eine Abwehr gegen seine schlechte Meinung über sich selbst. Dies bestätigte sich, als ich ihn bat, mehr über seine Symptome zu erzählen. Er fing damit an, noch einmal aufzuzählen, wie sehr sie ihm alle zu schaffen machten: der schlechte Atem, das Schwitzen, das Furzen. Ich sagte, um ihnen etwas näher zu kommen, wäre es vielleicht gut, ihrer möglichen Bedeutung nachzugehen. Dann bat ich Timmy, sich einen Moment auf sich selbst zu konzentrieren, dann auf seinen Atem, und sich dann mit seinem schlechten Atem zu identifizieren und als sein schlechter Atem zu sprechen. Erst wies er das von sich als zu weit hergeholt, aber mit weiteren Anstößen von mir ging er schließlich darauf ein. "Ich bin Timmys schlechter Atem". Er unterbrach sich: "Das ist bescheuert... Das ist wirklich verrückt... Na gut, ich probier's nochmal, also: Ich bin Timmys schlechter Atem. Ich stinke regelrecht. Die Leute weichen mir aus, weil ich so übel rieche. Ich bin wie Giftgas. Etwas in Timmy ist am Verfaulen, wie in einer Kloake." Und mit: "Bah, das ist ja widerlich", hörte er dann auf.

"Nun, Timmy, das ist überhaupt nicht verrückt, du bist nicht verrückt. Wir können uns die Bilder, die dir zu deinem schlechten Atem gekommen sind, ja mal genauer ansehen. Sie sind sehr stark: Eine Kloake, Verfaulen, übler Gestank, Giftgas. Was kannst du mit diesen Bilder anfangen?"

Timmy war erschüttert. "Verdammt, ich fange an zu schwitzen. Ich bin hierher gekommen, um Hilfe zu bekommen, und jetzt krieg ich Kopfschmerzen." Ich wartete und wiederholte dann: "Was kannst du mit diesen Bildern anfangen, Timmy?" Er machte eine Pause. "Na gut. Manchmal fühl ich mich mit mir selber einfach mies. Aber das tut doch jeder, oder?" Dann wurde seine Stimme weicher: "Manchmal habe ich einen regelrecht Haß auf mich. Ich finde mich widerlich und will von mir weg. Irgendwo tief drinnen sitzt das. Und es ist immer da." Timmy bekam feuchte Augen, allerdings kamen ihm keine Tränen. "Habe ich den schlechten Atem deshalb?"

"Ich weiß nicht, warum du schlechten Atem hast, Timmy. Aber sag mehr über die Gefühle, die du verstecken willst. Natürlich kannst du sie auch weiterhin verstecken, aber sie werden dadurch nicht verschwinden, sondern werden weiter gären. Ich wünsche mir, daß du unsere Zeit hier dafür nutzt, um herauszufinden, was in dir vorgeht."

"Ich weiß nicht, ob ich darüber mehr wissen will, wenn das eben ein Beispiel dafür war!"

"Timmy, dann will ich dich nur noch um eines bitten, und danach können wir unsere Arbeit für heute beenden. Geh doch noch einmal zurück, geh in dich hinein, geh zu dem fauligen Geruch, der Kloake, dem Giftgas ... Bist du jetzt dort?"

Er nickte.

"Und schau dich mal um, wo dieser Geruch herkommt. Und sag mir dann, was du gefunden hast."

Timmy schwieg über eine Minute lang, dann sagte er: "Ich hasse mich, weil ich schwul bin. Ich hasse es, Puertoricaner zu sein. Ich hasse es, arm zu sein. Alles ist verdorben und faul. Alles stinkt zum Himmel!" Und jetzt liefen im die Tränen übers Gesicht und benetzten sein Sulka-Hemd und seine Countess-Mara-Krawatte. Seine Stimme schwoll vor Ärger an: "Und das Übelste an allem ist, daß ich überhaupt nichts dagegen machen kann!"

"Was du daran ändern kannst, ist, was für Gefühle du dazu hast. Das ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Schwul zu sein oder Puertoricaner zu sein ist kein Grund, um sich selbst zu hassen."

"Sie haben gut reden. Sie sind weder Puertoricaner noch arm. Und ich wette, daß auch Sie es hassen, schwul zu sein."

"Richtig daran ist, daß ich es früher auch haßte, schwul zu sein. Ich schämte mich dafür sehr. Aber meine eigene Therapie hat mir darüber hinweggeholfen, und ich hoffe, deine wird dir dabei helfen. Puertoricaner bin ich keiner, aber ich bin Jude, und ich bin heute durchaus stolz darauf, mehr als ich es in der Kindheit war. Genauso kannst du stolz darauf sein, daß du Puertoricaner bist, und wir können uns das, was du dagegen hast, in ein, zwei Minuten einmal genauer ansehen. Was das Armsein angeht, so finde ich das nicht das Entscheidende auf der Welt. Ich erinnere mich an die große Wirtschaftsdepression 1933, als wir alle arm waren; trotzdem hat uns das nicht davon abgehalten, auch unser Vergnügen zu haben. Und einmal ehrlich, Timmy, hast du nicht auch jede Menge Spaß gehabt, als du noch ein Kind warst und draußen in der Bronx gelebt hattest?"

Er lächelte: "Ja klar. Aber ich fand es trotzdem schrecklich, arm zu sein, und ich schwor mir, daß ich dort herauskäme, und das habe ich auch geschafft. Bloß fühle ich mich heute immer noch arm. Ich träume oft, daß ich immer noch draußen in der Bronx bin, in all dem Lärm und Durcheinander. Es ist dreckig und stinkig, und die Leute laufen in billigen alten Klamotten herum. Ich will nicht zurück. Nicht einmal dann, wenn es mir dort als Kind auch mal gut ging."

"Du brauchst auch nicht zurückzugehen und in der Bronx zu leben. Was für dich ansteht, ist die Verabschiedung von all diesen negativen Gedanken über das Schwulsein, über Puertoricaner, über Armut. Ich hatte vorhin gesagt, ich würde dir heute nichts mehr zum Bearbeiten geben, aber jetzt möchte ich doch noch eine Aufgabe stellen. Wenn du nicht auf sie eingehen willst, kannst du sie auch sein lassen. Ich möchte dich bitten, aufzuzählen, was es Gutes hat, schwul zu sein, Puertoricaner zu sein, arm zu sein. Einverstanden?"

"Ja okay. Also, was ist gut daran, schwul zu sein?" Timmy verdrehte die Augen, dann zog ein breites Lächeln über sein Gesicht. "Ich finde cruisen (4) einfach gut: einen Typen finden,

den ich will, und ihn dann auch kriegen. Und ich finde Sex mit einem Typen geil, da kommt nichts anderes gegen an. Und ich finde schwule Kneipen gut, wenn sie wirklich laufen, wenn die Musik okay ist, die Typen gut aussehen, wenn ich ein paar Glas getrunken habe oder einen Joint geraucht, und wenn es mir einfach gut geht. Sie haben recht, das ist echt Wahnsinn. Aber ich finde Diskriminierungen schlimm, und ich kann diese Schwulenorganisationen nicht ausstehen, die die Aufmerksamkeit immer auf die Schwulen lenken. Ich mag Politik sowieso nicht. Ich will einfach nur Spaß am Schwulsein haben."

"Einen Moment, Timmy, bleibt eben nur bei dem, was du am Schwulsein gut findest."

"Was noch? Also ich finde Parties gut. Und wie Schwule sich bewegen, und was sie für Sachen anziehen, und wie sie sie tragen. Schwule sind einfach beweglicher, flotter, lebendiger. Und deswegen hassen uns die Heteros; sie sind einfach neidisch."

"Bleib ausschließlich bei dem, was am Schwulsein gut ist."

"Ich mag den Strand auf Fire Island (5), den Sand, die Wellen. Ich mag den Teadance im Boatel (6), die wilden Parties, den Fleischmarkt (7), am liebsten wäre ich jetzt dort."

"Und jetzt zum Puertoricaner. Was ist daran gut, Puertoricaner zu sein?"

"Das ist schwer zu beantworten. Ich könnte nur sagen, was ich daran hasse."

"Gut, dann das zuerst."

"Ich hasse das Gewühle. Es sind zu viele Kinder da. Zu viele fette Weiber mit breitem Arsch und dicken Titten. Zu viele faul herumhängende Typen. Ich kann all diese Kirchen nicht ab. Die Katholiken. Die Pfingstler. Die dich nur kontrollieren wollen und dir vorschreiben, was du zu tun und lassen hast. ... Ich könnte den ganzen Tag so weitermachen."

"Dann mach damit weiter."

"Ich hasse die Gerüche. Diesen säuerlich Geruch von muffigen, alten Klamotten. Den Geruch von billigen Imbißbuden, von pappigem Reis, von altem Frittieröl .. Es reicht jetzt!"

"Gut. Und was magst du daran, Puertoricaner zu sein?"

"Ich mag wirklich sehr das Essen, wenn es gut gemacht ist, die Gewürze, den Paprika, den Safranreis, wenn er richtig zubereitet ist. Und ich mag die Farben, diese leuchtenden Farben, wenn die Leute sie richtig zu tragen wissen. Und der geile Gang der Männer, wie sie die Hüften bewegen und sich vorwärtsrollen, und wie sie sich immerzu an den Schwanz fassen, hinfühlen und nachsehen, daß er da ist und jederzeit in Aktion gehen kann. Und ich liebe die Puertoricanische Weihnacht, wie die Menschen glücklich sein können, lachen, sich eine gute Zeit machen und dafür den letzten Groschen hergeben, egal wie arm sie sind."

"Und was ist mit dem Armsein? Was ist daran gut?"

"Nein, Herr Doktor, tut mir leid. Heute nicht. Sogar wenn ich etwas finden könnte, ich will nicht. Ich finde es schrecklich, arm zu sein. Das werden sie mir nicht wegnehmen. Ich kann mir vielleicht ansehen, was daran gut ist, schwul zu sein und Puertoricaner zu sein, und das bringt mir auch was. Aber nicht mit dem Armsein. Das ist, als ob Sie von einem Kranken wollten, daß er das Gute an Krebs findet."

"Wenn du Krebs hättest, würde ich dich tatsächlich danach fragen, was das Gute daran ist, Krebs zu haben."

"Na meinetwegen. Aber ich bin ja eben auch gar nicht arm, und ich werde auch nicht arm werden. Also brauche ich mir auch keine Gedanken zu machen, was am Armsein gut ist."

"Vielleicht kannst du dir ansehen, was am Armsein so erschreckend und erschütternd ist?"

"Vielleicht, vielleicht. Aber nicht heute. Ich hab für einen Tag genug getan."

Und Timmy hatte in der Tat genug gearbeitet. Er hatte mich sehr beeindruckt, wie offen er sich auf manche erschreckenden Themen unmittelbar einlassen konnte, und ich war ganz zuversichtlich, wie es mit seiner Therapie weitergehen würde. Nicht so sicher war ich mir allerdings, wie weit wir mit seiner Angst vor der Armut kämen. Aber ich gebe die Hoffnung nie auf; sie ist einer der besten Verbündeten für Therapien.

Timmy kam im Laufe der Therapie seinen eigenen Zielen näher und wuchs dabei über sich hinaus. Nach der Erkundung seiner tieferen Gefühle und Motive erlebte er eine große Erleichterung und seine Symptome besserten sich, wenn sie auch nicht völlig verschwanden. Timmy schätzte an mir, daß ich seine puertoricanische Herkunft akzeptierte. Er faßte mehr Vertrauen und war nicht mehr so gehemmt wegen fehlender Bildung. Ich wies ihn darauf hin, daß ihn andere Menschen wegen seiner bodenständigen, spontanen Gefühlsreaktionen mochten, und er nahm dies gerne als ein weiteres Element an, das ihn attraktiv machte.

Timmy lernte Therapie auch dazu zu benutzen, Ängste und Sorgen einzubringen und zu klären. Er gab mir Geld für eine Dienstleistung, also wollte er auch so viel wie möglich dafür bekommen. Er wollte nicht nur seine Symptome heilen, sondern auch möglichst viel von dieser Welt begreifen, vor der er so viel Angst hatte.

Ich freue mich immer, wenn ein Klient etwas aus seiner Therapie machen kann, weniger an Symptomen leidet und sich überhaupt besser fühlt. Zwischen Timmy und mir bestand ein solches therapeutisches Arbeitsbündnis. Allerdings mußten wir auch noch darauf kommen, wie er Meg ausnutzte bzw. darauf, daß er dies überhaupt als Ausnutzung wahrnahm. Ich hoffte, wenn er unsere

Arbeit im Laufe der Zeit genügend zu würdigen wußte, würden wir auch noch zu diesem Punkt kommen - zu meinem Punkt.

Über diesen meinen Punkt machte ich mir noch mehr Gedanken. Ich überlegte, wann er bei mir im Leben zum ersten Mal aufgetaucht war. Mir fielen zwei Situationen ein, in denen ich - ähnlich wie Timmy - der Liebhaber einer älteren Frau werden konnte, um daraus einen persönlichen Vorteil zu ziehen. Die erste Situation begegnete mir, als ich dreiundzwanzig Jahre alt war. Damals, in der dunklen Epoche der späten vierziger Jahre, hatte ich gerade meine Therapie bei Laura Perls begonnen, um mit meinen homosexuellen Gefühlen klarzukommen. Fritz und Laura Perls waren gerade von Südafrika, wo sie zehn Jahre im Exil zugebracht hatten, nach Amerika übergesiedelt. In New York als einem Zentrum orthodoxer Psychoanalyse hatten sie den Ruf linksorientierter Abweichler. Ich war der zweite Klient, den Laura in New York hatte. Die Theorie der Gestalttherapie war noch nicht entwickelt, das Buch Gestalt Therapy (8) noch nicht geschrieben. Ich hatte seinerzeit eine Beschäftigung als Schul- und Hauslehrer an der Hessian Hills School in Croton on Hudson, einer fortschrittlichen Schule, die von John Deweys (8) Schülerin

Elizabeth Moos gegründet worden war. Als neue Direktorin war Winifred Dahlberg von der Winetka Day School in Illinois gekommen. Wir fingen alle miteinander neu an, weil nach den Peekskill-Unruhen von 1948 (10) das gesamte Personal entlassen worden war und wir einen neuen Anfang machen sollten. Winifred hatte vier Kinder, zwei von jedem ihrer beiden früheren Ehemänner. Ihr erster Mann war Harry Moore gewesen, ein Biograf von D.H. Lawrence, ihr zweiter Mann war Edward Dahlberg, der Autor des von T.S. Eliot hochgelobten Buches "Bottom Dogs". Winifred war fünfunddreißig und damit ein Dutzend Jahre älter als ich. Eines Abends, nachdem sie zu viele Martinis getrunken hatte, kam sie zu mir aufs Zimmer und ging mit mir ins Bett. Sie war eine attraktive Frau, ein kluger Mensch, und zuvor die Gattin von zwei berühmten Schriftstellern. Ich ließ ihre Verführung geschehen, und wir wurden Partner. Wir betranken uns öfter, spielten Platten von Judy Garland, tanzten zusammen und ging dann miteinander ins Bett. Trotzdem war ich dabei unglücklich. Ich fand es zwar eine aufregende Entdeckung, daß es auch für mich Sex mit Frauen geben konnte, aber ich wußte auch, daß ich mit dieser Rolle nur spielte. Ich kümmerte mich zwar ernsthaft um Winifred, aber mir war bewußt, daß sie es war, die mich ausgesucht hatte, während ich mir bei freier Wahl einen Mann ausgesucht hätte. Nach einigen Monaten wandte sich Winifred einem reichen Mann aus dem Elternbeirat zu, der ihr bei der Erziehung ihrer vier Kinder und auch bei der Sanierung der Schulfinanzen helfen konnte. Als das Schuljahr vorüber war, begann ich mein Promotionsstudium. Ich war erleichtert, mich in der Liebe nicht länger wie ein Hochstapler zu verhalten. Mit Winifred hielt ich noch bis zu ihrem Tode den Kontakt, und von ihrem Sohn, dem ich für kurze Zeit den Vater ersetzte, höre ich auch heute noch.

In der Therapie bei Laura Perls verbrachte ich viele Stunden mit der Klärung meiner schillernden Situation und meiner ambivalenten Gefühle. Auf der einen Seite war Winifred meine Chefin, und ich mochte sie als Menschen. Auf der anderen Seite war sie für mich trotz ihrer Schönheit sexuell nicht attraktiv. Wohl war ich noch nicht bereit, mich offen für schwul zu erklären, aber wenn ich die Beziehung fortsetzen würde, empfände ich mich als unehrlich und hätte Schuldgefühle. Also konnte ich die Beziehung nicht länger aufrechthalten.

Gut zehn Jahre später machte ich bei einer Party von Dwight Macdonald Bekanntschaft mit Muriel Spark. Ich war fünfunddreißig, Muriel Ende fünfzig. Ihre Bücher The Prime of Miss Jean Brodie (11) und The Girls of Slender Means (12) hatte ich sehr bewundert. Sie zählte seinerzeit zusammen mit Iris Murdoch und Angus Wilson zu meinen Lieblingsautoren. Ihr Vater war ein Jude aus Edinburgh, und vielleicht trug das dazu bei, daß sie mich attraktiv fand. Für mich war es sehr schmeichelhaft, von einer so talentierten, berühmten und erfolgreichen Schriftstellerin beachtet und umworben zu werden. Deshalb ging ich auf ihre Avancen auch bereitwillig ein. Die Beziehung war kurz und nicht sehr erfolgreich. Ich war seinerzeit an einem Punkt, daß ich zu einem Leben als Homosexueller entschlossen war, und Muriel, die den Zenith ihrer Schönheit überschritten hatte, war auf der Suche nach einem Gefährten. Ich war niedergeschlagen, mich erneut in einer sexuellen Situation wiederzufinden, in der ich mir wie ein Betrüger vorkam und mich schämte und schuldig fühlte. Trotz all der verlockenden Vorteile, die eine Beziehung mit Muriel bieten konnte, gingen wir nach einer nicht besonders intensiven oder leidenschaftlichen Affäre wieder unsere eigenen Wege.

In diesen beiden Episoden hatte ich mich wie Timmy in eine sexuelle Beziehung mit einer älteren Frau verwickelt gefunden. Aber anders als Timmy, hatte ich daraus keine persönlichen Vorteil ziehen wollen. Ich hatte beide Beziehungen ein Weilchen aufrechterhalten, aber doch nicht allzulange gewartet, um mich daraus wieder zu befreien. Mit den Entscheidungen, meine Bedürfnisse für kein wie auch immer geartetes sexuelles Verhältnis zu verraten, fühlte ich mich ehrenhaft. Timmy hatte sich für die andere Alternative entschieden, und mir wurde klar, daß ich mich immer noch darüber ärgerte, auf welche Vorteile ich in beiden Fällen verzichtet hatte. Ich begriff, daß ich Timmy auch deshalb verurteilte, weil er sich auf das Tauschgeschäft eingelassen hatte. Mir wurde wieder leichter, und ich hatte mehr Energie für Timmys Therapie frei statt für meine Selbstanalyse.

Mit Timmy ging es voran. Statt seine Herkunft schlechtzumachen, machte er Meg mit arroz con pollo und mit burritos bekannt, allerdings noch nicht mit seiner Mutter. Er dachte sogar daran, sich wieder Mario zu nennen, und ließ dies nur deshalb bleiben, damit seine Freunde nicht verwirrt würden. Bei passender Gelegenheit ließ er auch mal ein Wort oder einen Satz auf Spanisch fallen. In einer Sitzung erzählte er, daß er die Westsidestory gesehen hätte und daß er bei dem Chor "Wir werden einen Platz für uns finden, irgendwo, irgendwie" geweint hätte. Vor der Arbeit mit mir hätte er niemals das Gefühl gehabt, irgendwo auf der Welt einen Platz zu haben. War es bloß eine Täuschung, wenn ich in seiner Äußerung einen Fortschritt hörte, er hätte jetzt ein freundschaftliches Gefühl zu Meg und sie sei fast wie ein Engel, der ihm zu einem eigenen Platz verhelfen könne?

Manchmal fluchte er auf Meg, weil sie ihn betatschte, überall an ihm herumfummelte, ihn abknutschte und ihm die Zunge in den Mund schob. Dann wieder lachte er manchmal obszön und erzählte, er hätte ihr wirklich heftig in die Titten gekniffen, und nach ein paar Drinks würde er halt mal schnell in ihr abspritzen. Darin steckte auch ein Angebot an mich als anderen schwulen Mann, mit ihm zusammen darüber zu lachen, wie er Meg nebenbei benutzte. Ich fühlte mich dabei in einen Konflikt gebracht zwischen meiner Rolle als sein Therapeut und meiner Haltung als Mann, der Frauen nicht feindlich gesonnen ist. Manchmal sagte er mit eiskalter Stimme: "Für jeden einzelnen Fick wird sie mir teuer bezahlen." Im allgemeinen war Sex zwischen ihnen sowieso dünn gesät, schloß Joints und Poppers ein und wurde von Meg auch noch mit Geschenken belohnt, zum Beispiel einer kompletten Sinatra-Sammlung, einem weißen Leinenanzug oder einer Reise in die Türkei. Ich hörte mir das alles an und sagte nichts dazu.

Einmal, als Timmy in der Therapiegruppe wieder einmal über Meg hergezogen war, griff ihn Roger, ein jüngeres Gruppenmitglied, heftig an und nannte ihn eine Hure. Darauf explodierte Timmy, daß Roger einen Dreck davon verstünde und daß er ihm die Scheiße schon aus dem Leib prügeln werde. Ich blieb zitternd stumm, und die Gruppe schaffte es, die beiden wieder zu beruhigen. Sie gingen nicht darauf ein, ob Timmy eine Hure sei, sondern machten klar, wie unfruchtbar solche persönlichen Angriffe sind. Mir prägte sich besonders ein, wie wütend und verletzt Timmy auf die Bezeichnung Hure reagiert hatte, und ich beschloß daraufhin, ihn auf keinen Fall mit dem Wesen seiner Beziehung mit Meg zu konfrontieren. Aber ich machte mir Gedanken, warum ihn wohl Roger angegriffen hatte. Es ist ja bekannt, daß Kinder unglaublich feine Antennen für die verborgenen Gedanken ihrer Eltern haben können und sie dann zu deren heimlicher Freude laut aussprechen. Hatte Roger in ähnlicher Weise meine verborgene Meinung erraten? Oder vertrat er dieselben Einstellungen wie ich nur zufällig und unabgesprochen? Ich wußte, daß ich auf jeden Fall sehr genau aufpassen mußte, daß meine persönliche Haltung zu Timmy nicht den Prozeß in der Gruppe bestimmte. Gewiß kann es oft nützlich sein, einen Klienten mit etwas zu konfrontieren, vor dem er die Augen verschließt. Aber mir wurde die Gefahr bewußt, daß ich Timmy, wenn ich nicht sehr feinfühlig mit ihm umginge, auch aus der Therapie herausdrängen könnte. Für Timmy war es eben beschlossene Sache, seine Beziehung mit Meg auf der bestehenden Grundlage fortzuführen, er sah darin kein Problem und wollte dafür auch keine Hilfe. Hätte ich darauf bestanden, daß dies für Timmy zum Problem würde, bloß weil ich damit ein Problem hatte, dann hätte ich seine Therapie in einen Missionierungsversuch für meine Werte verkehrt.

Timmy hatte mir berichtet, Meg würde auch gern eine Therapie bei mir machen. Das klang verlockend. Die Arbeit mit einem Paar ist anregend und herausfordernd. Ich finde es faszinierend, welche verborgenen Themen und unerledigten Geschäfte, welche unausgesprochenen Verträge und unterschwelligen Verständigungen ein Paar in eine Therapie mitbringt. Ich hatte schon mit Ehemann und Ehefrau gearbeitet, mit Beziehungspartner und Beziehungspartner, Bruder und Schwester, Mutter und Sohn. Aber ich hatte noch nie mit einem Paar gearbeitet, bei dem der eine Partner den anderen aushält. Zwar hatten manche Paare auch diese Dimension angesprochen, aber nirgend war sie so offen zu Tage getreten.

Timmy zufolge hatte Meg nur etwas ganz Simples im Sinn. Weil sie noch nie im Leben Therapie gemacht hatte, sei sie einfach neugierig geworden, wie so etwas abläuft. Timmy hätte meine Arbeit gelobt, und da wäre sie auf die Idee gekommen, sie könne sich einmal mit mir darüber unterhalten, wie sie den Rest ihres Lebens gestalten wolle.

Das alles hörte sich arg vereinfacht an. Aber ich wurde neugierig, welche Motive Meg sonst noch hatte, mich in Anspruch zu nehmen. Ich fragte Timmy, was er dabei empfände, wenn auch Meg bei mir Klientin würde. Er fand das großartig: Vielleicht würde ich sie ja dazu bewegen können, ihn sexuell in Ruhe zu lassen; vielleicht könnte ich ihr ja auch helfen, mit all den Schnorrern um sie herum besser klarzukommen. Ja, vielleicht.

Meg war schlicht und gediegen. Sie trug ein lila Laura-Ashley-Kleid mit weißen Handschuhen und hatte einen luftigen weißen Strohhut mit schmalem Bändchen auf. Das Haar hatte sie blaß honigfarben gefärbt und trug es glatt zurückgekämmt und zu einem Dutt geknotet. Dankbar sah ich ihre blanken schwarzen Krokodillederschuhe, die etwas mehr Lebendigkeit zum Ausdruck brachten. Abgesehen von ihren Bleistiftabsätzen hätte sie eine Bibliothekarin im Gorlier Club oder eine Krawatten kaufende Lady bei Countess Mara sein können. Alles in allem hatte sie sich erfolgreich aufgemacht.

Meg strich sich das Kleid glatt, fuhr sanft über ihre Handschuhe, vermied meinen Blick und sagte über ihre Entscheidung zur Therapie eine der Plattitüden, die mir Timmy erzählt hatte. Ich wies darauf hin, daß die meisten meiner Klienten mehr an akutem Schwierigkeiten litten und das deutliche Gefühl hätten, daß in ihrem Leben etwas nicht stimme. Nein nein, erwiderte Meg, ihr Leben sei durchaus in Ordnung, denn sie habe stets gut für sich gesorgt. Dann blickte sie mir in die Augen, lächtelte und sagte: "Sie werden hoffentlich wissen, daß Timmy eine der Lösungen ist, wie ich für mich sorge. Ich mag es, wenn ein Mann aufmerksam ist." Ich war verwirrt. Verstand Meg ihre Beziehung mit Timmy so, daß er ihr aufmerksamer Liebhaber sei? Ich schaute ihr in die blaßgrauen Augen, entdeckte aber keinerlei versteckte Spannung, keinen Anflug von Schauspielerei. Was hätte sie wohl gesagt, wenn sie Timmys Beschwerden über ihre sexuelle Reizlosigkeit gehört hätte?

Immer wenn ich mit Paaren arbeite, werde ich zum Hüter von Geheimnissen, die ein Partner vor dem andern hat. Aber gewöhnlich sind die Diskrepanzen zwischen den Partnern nicht so gravierend wie bei Timmy und Meg. Ich sagte: "Timmy ist sehr dankbar für Ihr Interesse an ihm" und dachte dabei im Stillen: Sie hat nicht Timmy betrogen, sondern sich selbst. So begannen wir also: Meg zeigte wenig Engagement und warf mir gelegentlich Brosamen über ihren Lebenslauf zu, ich hörte ihr mit großer innerer Unruhe zu und suchte nach einem gangbaren Weg, um ihr die Wahrheit über ihr Verhältnis mit Timmy beizubringen und dabei dennoch nicht ihr Arrangement mit Timmy zu gefährden.

Da Meg so wenig Leidensdruck hatte, vereinbarten wir, die Therapie zwei Monate lang zur Probe zu führen und danach auszuwerten. Meg kam treu zu ihren Terminen und bat mich, ihr Fragen zu stellen. Ich erklärte ihr, daß ich gewöhnlich keine Fragen stelle, sondern darauf warte, daß der Klient seine Probleme und Bedürfnisse ausbreitet. Darüber lächelte sie und fragte: "Könnten Sie mir nicht wenigstens eine Frage stellen, damit ich hineinkomme?" Ich wollte mich nicht auf eine Debatte einlassen, und so beschloß ich spontan, Psychoanalytiker zu spielen und mir aus ihren frühen Lebensjahren erzählen zu lassen. Meg war beglückt, daß es nach ihrem Kopf gegangen war, und schenkte mir dafür die folgende Kindheitsgeschichte.

Sie sprach im Ton eines Sachberichts fast ohne jede Emotion.

Meg kam in Revere (Massachussetts), einem Vorort von Boston, als einziges Kind eines armen englisch-irischen Paars zur Welt. Als sie vier Jahre alt war, verschwand ihr Vater auf Nimmerwiedersehen. Sie hätte Träume über seine Rückkehr gehabt, aber heute, im Alter von 62 Jahren, sei ihr sein Verschwinden so unwichtig geworden, daß sie sich nicht einmal mehr an sein Aussehen erinnern könne.

Meg zog mit ihrer Mutter zu den Großeltern. Als sie sechs war, wurde sie vom jüngsten Bruder ihrer Mutter sexuell belästigt, aber wie so viele Opfer kann sie sich an Einzelheiten kaum erinnern. Sie hatte Angst, ihrer Mutter von dem Vorfall zu erzählen, und sie meinte, ihre Mutter hätte auch nicht gern davon erfahren, denn dann hätten sie wohl wieder wegziehen müssen. Den Onkel, der sie belästigte und quälte, haßte Meg. Sie wünschte, er würde sterben. Im Jahr darauf kam er bei einem Autounfall ums Leben. Meg fühlte sich daran schuld. Noch heute kommen ihr beim

Träumen Bilder von seinem verletzten Leib, und dann weint sie bitterlich über ihren bösen Wunsch.

Als vollentwickeltes Mädchen von vierzehn Jahren wurde Meg von einem Nachbarn, dessen Ehefrau verkrüppelt war, verführt und halb vergewaltigt. Er gab ihr ein paar Dollars dafür, aber sie gab das Geld nicht aus, aus Angst, ihre Mutter könnte mißtrauisch werden. Mit fünfzehn schaffte sie die High School nicht und ging ab. Sie nahm einen Job in einer italienischen Bäckerei an, und der Bäcker begann mit ihr ein sexuelles Verhältnis. Er machte ihr dafür kleine Geschenke wie billiges Parfüm, ein Armband aus Kieselsteinen und eine Korallenkette. Meg gewöhnte sich an die Vorstellung, daß Sex etwas ist, wofür man bezahlt wird, wenn auch nicht unbedingt in Geld.

Sie heiratete einen vierundzwanzig Jahre älteren jüdischen Mann, der eine kleine Schuhfabrik besaß. Während des zweiten Weltkriegs kaufte die amerikanische Armee seine gesamte Produktion, so daß er sich daran gesund stieß. Meg wollte auf keinen Fall Kinder bekommen, und er war damit einverstanden, denn die Kinder würden ja nicht jüdisch sein können, weil sie nicht jüdisch war. Nachdem er sich aufs Altenteil zurückgezogen hatte, unternahmen sie viele Reisen. Vor zwölf Jahren, als Meg fast fünfzig war, starb er an einer Herzerkrankung und hinterließ ihr ein Vermögen. Fünfzig Jahre lang war sie nie verliebt gewesen und hatte nie einen Orgasmus erlebt. Aber eines Winters bei einer Kreuzfahrt nach Rio wurde sie von einem wunderschönen südamerikanischen Kellner umschwärmt und verliebte sich zum ersten Mal im Leben. Eine ganze Woche lang schlief er jede Nacht in ihrer Kabine. Als das Schiff an Land ging, mußte sie jedoch feststellen, daß ihr eine Diamantspange, die sie von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte, fehlte. Sie wußte, daß sie den Diebstahl bei der Polizei hätte melden können, unternahm aber nichts. In Rio begann sie, mit Gigolos auszugehen. Dabei gab sie auf ihren Schmuck besser acht und entdeckte außerdem, daß sie beim Sex mehr Lust hatte, wenn sie dafür bezahlte und deshalb auch verlangen konnte, was sie begehrte. Sie fand heraus, daß sie sich bei vaginalem Verkehr überwältigt und unterworfen fühlte, aber daß ihr oraler Sex, bei dem sie nicht Lust gab, sondern empfing, sehr gut gefiel. Allerdings hatte sie dabei Schuldgefühle und empfand orale Befriedigung als etwas Schmutziges, weshalb sie sogar dann, wenn sie dafür bezahlte, nicht direkt zu fragen wagte.

Ich fand es sehr eindrucksvoll, wie Meg mit dem Erbe der erlebten Traumata ihr Leben eingerichtet hatte. Sie war eine wahrhaftige Überlebende. Und als sie nun auf das Alter zuging, wollte sie sogar noch mehr als bloß überleben, sie wollte sogar gewinnen. Vielleicht war auch ihr Motiv für die Therapie, daß sie mich als Verbündeten gewinnen wollte, damit Timmy an ihrer Seite bliebe.

Meg hatte mir zu einem Verständnis ihres Geschäfts mit Timmy verholfen. In ihren frühen Lebensjahren war sie von Männern verführt und benutzt worden und hatte dafür kleine Geschenke und Belohnungen bekommen. Dabei hatte sie ihr Gefühl, ausgenutzt zu werden, wie die meisten Opfer sexueller Übergriffe unter der Decke gehalten. Ihr Einsatz waren eine gute Figur, reizende Beine, ein schönes Gesicht und eine fügsame Persönlichkeit gewesen. Dafür hatte sie aus ihrer Sicht und im Vergleich mit den vielen Nöten und Entbehrungen der meisten Menschen einen lohnenden Gewinn erzielt. Nun, da sie älter wurde und keine Kinder zu versorgen hatte, wollte sie ihrerseits jüngeren Männer, die sich nach ihren Vorstellungen um sie kümmerten, einen Lohn dafür zukommen lassen. Sie sah sich weit entfernt davon, Timmy auszunutzen, sondern sie wollte ihm eine Zukunft verschaffen, so wie ihr Mann ihr die ihre verschafft hatte.

Allem Anschein nach stimmten Meg und Timmy darin überein, daß sie ein legitimes Abkommen im gegenseitigen Interesse getroffen hätten. Was also hatten meine Bedenken hier zu suchen? Was trieb mich zu so viel Mißbilligung? Ich mußte begreifen, was mich so beunruhigte. Wenn ich an Meg und Timmy dachte, wurde ich ganz verstört. Irgendetwas stimmte hier nicht, ich spürte es förmlich im Bauch. Und ich wußte aus Erfahrung, wenn mich etwas dermaßen aufwühlen konnte, dann mußte ich mich selber bedroht fühlen. Aber was war daran so bedrohlich, wenn Timmy mit Meg bumste und dafür Geld bekam? Hing es vielleicht mit meinen wenigen eigenen Erfahrungen mit Prostitution zusammen?

Im Rom traf ich einmal beim Flanieren auf der Via Veneto einen netten jungen Italiener. Wir setzten uns zu einem Espesso in ein Straßencafé, und dort wurde mir klar, daß er auf den Strich geht und von mir Geld erwartete. Ich dachte mir: Na gut, das wäre ja noch einmal etwas Neues, noch ein Abenteuer, von dem ich zu Hause erzählen kann. Allerdings war ich im Grunde mit seiner Definition der Situation nicht einverstanden. Unser Sex vollzog sich routiniert, und zuletzt wollte er von mir "ein paar Dollars", denn er hatte keinen festen Preis, und er bat mich um meine Krawatte, die ich ihm auch gern verehrte. Danach fühlte ich mich irgendwie leer, beschmutzt und beschwingt in einem. Ich hatte jemanden für Sex mit mir bezahlt, ich hatte eine weitere Schranke zu meiner sexuellen Befreiung überwunden.

In New York passierte mir ein paar Jahre später so etwas Ähnliches. Ich kam in einer Bar mit einem attraktiven jungen Mann ins Gespräch. Er war freundlich, aufmerksam und klug, studierte am Columbia College und besserte sein Einkommen durch Gelegenheitsstrich auf. Er sagte mir, daß er sich nur mit Leuten einließe, die er auch persönlich mochte. Für einen Prostituierten hielt er sich nicht, und er hatte auch nicht vor, nach dem Studium ein richtiger Callboy zu werden. Am liebsten wären ihm Leute wie ich, mit denen er sich gut unterhalten könnte, die ihm aber auch noch Geld dazu gäben. Ich mochte ihn wirklich gut leiden und verbrachte einen schönen Abend mit ihm. Danach traf ich ihn noch drei Mal. Allerdings faßte ich die Möglichkeit, daraus eine längere Beziehung werden zu lassen, in der ich für seine Zeit, Aufmerksamkeit und sexuelle Gefälligkeit bezahlen würde, nie ernsthaft ins Auge. Nachdem ich mich nicht mehr bei ihm meldete, kam auch von ihm kein Anruf bei mir. Ich habe diese Episode in guter Erinnerung. Aber offenbar war meine sexuelle Befreiung nicht bis zu dem Punkt vorgedrungen, daß ich mir eine längerfristige Beziehung, ich der ich als Freier auftrat, vorstellen konnte.

Ich hatte nicht das Gefühl, daß ich ihn oder er mich ausnutzte. Es war mehr, daß ich mich beschämt und gedemütigt fühlte, weil ich für Sex Geld hergab; mein Stolz war verletzt. Außerdem verschleuderte ich auch meine inneren Werte, wenn ich den Unterschied an Macht und Geltung übersprang. Liebe sollte nichts Käufliches sein, sondern etwas, das ein Mensch einem andern spontan zum Geschenk macht. Oder war dies ein alberner Idealismus? Lebte ich in einer scheinheiligen Welt? Ich war verwirrt. Ich fühlte mich fast wie ein Pfadfinder, der mit der Hand an der Stirn vor den strammen Werten der Gesellschaft salutiert. Und mir fiel dazu ein, wie einer der Gründer der Angewandten Sozialwissenschaft an der Columbia Universität auf den Vorwurf der Datenfälschung zynisch geantwortet hatte: "Wir sind keine Pfadfinder". Im tiefsten Herzen hielt ich wohl noch am Ehrenkodex der Pfadfinder fest und beschnitt damit meine Handlungsmöglichkeiten in der realen Welt, in der Welt der Erwachsenen.

Nach dieser Selbstanalyse hatte die Sexualität zwischen Timmy und Meg keine so große Bedeutung mehr für mich. Auch meine eigenen Eskapaden mit bezahltem Sex konnten mich nicht wirklich beunruhigen. Ich regte mich auch nicht über einen guten Freund auf, der sich als Sexualpartner vor allem Stricher suchte. Seine streng protestantische Erziehung hatte ihm ein so tiefes Schuldgefühl wegen seiner Homosexualität eingepflanzt, daß er ihm nur durch die Verschiebung von Liebe und Sex auf ein simples Geldgeschäft mit Strichern entkam. Und um nicht mitansehen zu müssen, wie tief er in in den Schmutz gesunken war, betrank er sich gerne zuvor. Ich verurteilte ihn für seinen Kauf von Sex nicht. Er war mein Freund, ich hatte für seine Bedrängnis Mitgefühl und spürte höchstens im Allerinnersten ein bißchen Kritik.

Ein anderer Freund fühlte aus anderen Gründen zu Strichern hingezogen. Billy war sexuell durchaus attraktiv; er liebte die Jagd und die Chance zur Eroberung. Gelegentlich liebte er es auch, überwältigt zu werden und sich hinzugeben, aber wenn er nicht in der Laune dazu war, ging er gerne in Stricherkneipen wie Rounds, suchte sich den geilsten Jungen aus und nahm ihn mit nach Hause. Dann fing sein Vergnügen an: der Wettkampf begann. Billy wollte dem Stricher so sehr gefallen, daß nach einer Weile aus dem Geschäft eine persönliche Beziehung wurde. Es machte ihm nichts, den Stricher im voraus zu bezahlen. Das war einer seiner Köder. Danach zog er alle Register, um den Strichjungen kennenzulernen, ihm zu gefallen und seine Zuneigung zu erringen. Billy wollte es so weit bringen, daß ihn der Stricher zum Freund haben wollte. Oft gelang ihm das auch. Damit hatte er sich dann bewiesen, wie begehrenswert er ist, nämlich so sehr, daß sogar ein Stricher auf sein Geld verzichten wollte. Ich habe dieses Verhalten von Billy nie hinterfragt, sondern ihn stattdessen für seinen Einsatz und seine Ausdauer bewundert. Ich war von seinen Erfolgen sehr beeindruckt und fragte mich nur, wie er sich wohl nach einer Reihe solcher Piratenstücke fühlte. Ich ahne schon wie, aber nicht einmal als gute Freunde haben wir über seine Motive und Gefühle offen gesprochen.

Was mir keine Ruhe ließ, war, daß man sich selbst für Geld verkaufen kann. Ich hatte die feste Überzeugung, daß man seinen Körper und seine sexuelle Intimität nur mit jemanden teilen konnte, der sich darauf in voller Gegenseitigkeit und als Partner in einer längerfristigen Beziehung einlassen wollte. Ich weiß, viele werden meine Ansicht für romantisch und hoffnungslos überholt halten und mir vorwerfen, ich würde bloß die Heterogesellschaft mit ihren engstirnigen Auffassungen über sexuelle Lust imitieren. Doch umgekehrt bin ich der Ansicht, daß eine bloß hedonistische Auffassung von Sexualität den Menschen darum betrügt, mehr zu erlangen als die vorübergehende Geilheit der Ejakulation. Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: ich finde Lust durchaus wunderbar. Aber die hedonistische Auffassung verbaut die Möglichkeit, daß sich Liebe entwickelt, von der nur ein Zyniker meinen kann, sie sei eine bürgerliche Erfindung zur Unterdrückung des einzelnen. In diesem Punkt unterscheide ich mich von manchen Theoretikern der Schwulenemanzipation. Sogar wenn ich damit gelegentlich in die Nachbarschaft von Barbara-Cortland-Romanen (13) gerate, stehe ich zu meiner romantischen Auffassung, daß wir sowohl heiße Lust als auch wirkliche Liebe erleben können. Von diesem geliebten Grundsatz laß ich mich durch keinen Berg an Wissen und Erfahrungen abbringen. Ich weiß, daß es Liebe gibt und daß sie sich erlangen läßt.

Natürlich hat auch Liebe ihren Preis, braucht Zeit, Bemühung und harte Arbeit. Ich halte es mit dem Grundgedanken der protestantischen Ethik, diesem Evergreen von Max Weber: intensives Streben wird mit Erfolg und Reichtum belohnt als Zeichen dafür, daß wir zu den Auserwählten gehören. Zwar habe ich meine persönlichen Vorbehalte und Abwandlungen zur Protestantischen Ethik, aber an ihrem zentralen Lehrsatz, daß Anstrengung etwas wert ist und auf dieser Welt belohnt wird, halte ich fest.

Timmy war nun jemand, der ohne harte Arbeit Erfolg hatte. Einmal im Monat gab er Meg, was sie von ihm sexuell begehrte, und wurde dafür von ihr ansehnlich belohnt. Auch Meg hatte nicht hart gearbeitet. Sie hatte zwar gelitten, aber einfach wegen ihrer attraktiven Erscheinung und ihrer schönen Beine war sie zu Wohlstand gelangt. Meine irrationale Antwort darauf war, sie beide für ihren leichten Weg zum Erfolg zu beneiden und zu verurteilen.

Ich wußte, daß ich diese Haltung nicht ernstnehmen konnte. Um so mehr machte es mir zu schaffen, daß ich die Beziehung zwischen Timmy und Meg mißbilligte. Deshalb beschloß ich, noch ein Stück mehr an mir zu arbeiten, bis ich vielleicht besser begriffe, was Timmy in mir auslöste, um ihn dann unbefangener behandeln zu können. Ich verschrieb mir dazu eine Übung am Paradox: Wenn ich bislang meinte, Prostitution sei korrupt, so wollte ich mir nun einmal überlegen, was an ihr Gutes sei, oder darüberhinaus, inwiefern wir uns alle irgendwie prostituieren. In einer Bar hatte mich einmal - leider nur einmal - ein Mann gefragt, wieviel ich von ihm verlangte. Das war das erste Mal, daß mich jemand für einen Stricher hielt. Ich fühlte mich geschmeichelt, aber dann dachte ich auch daran, wie unattraktiv viele Stricher zum Beispiel auf der Third Avenue sind. Viele Freier haben so viel Schuldgefühle und so wenig Selbstbewußtsein ihrer sexuellen Anziehungskraft, daß sie sich Sex sogar von weniger attraktiven Männern Geld kaufen. Dadurch wird ihr Erlebnis zu etwas Schmutzigem und einem Verlustgeschäft, so daß sie sich angewidert fühlen und froh sind, wenn es vorbei ist. Deshalb fand ich es besser, wenn keiner über mich denkt, ich würde auf den Strich gehen.

Timmy verkaufte seinen Körper für Geld. Aber wie verkaufen wir alle uns selbst, wie verkaufe ich mich? Dabei wollte ich "mich verkaufen" im übertragenen Sinn von "mich anpassen" und "mich verraten" verstehen, um mit meiner Selbstanalyse weiterzukommen. Sofort fielen mir genügend Fälle ein, wo ich, um einem Chef zu gefallen, einen Freund oder Liebhaber zu besänftigen oder einen Verkehrspolizisten milde zu stimmen, ihm in den Hintern kroch. Timmy tat dies in einem noch wörtlicheren Sinn, wenn er Meg die Muschi leckte. Ich weiß, daß ich keine unerschöpflichen Energien besitze, um mich bei jeder Herausforderung durch das "andere" durchzusetzen. Ich kann feige sein und Kompromisse schließen.

Ich weiß noch, wie ich jüngst eine unberechtigte Forderung vom IRS (14) bekam und meinen Steuerberater um Rat fragte. Er antwortete: "Zahlen Sie einfach. Das Gesetz ist so kompliziert, daß Sie sogar dann besser fahren, wenn Sie eigentlich im Recht sind." Ich weiß also nur zu gut, was es heißt, sich zu verkaufen, um einem Konflikt aus dem Wege zu gehen oder um jemandes Zustimmung zu erlangen.

Von dieser höheren Warte aus konnte ich mich Timmy näher fühlen, auch wenn mir seine Form der Käuflichkeit immer noch zu viel war. Ich dachte daran, daß der ausgeprägte Sinn meiner Mutter für menschliche Würde und ihre sture Geradlinigkeit sicher eine der Wurzeln meines Ärgers auf Kompromisse war. Wegen ihrer starren, unnachgiebigen Art, ihrer Abneigung, auch nur einen Millimeter zu weichen, war sie oft enttäuscht, gab sich geschlagen, zog sich zurück und fühlte sich isoliert. Wenn ich nicht achtgab, würde ich mich von Timmy genau so isolieren. Ich nahm mir also vor, seine Ausnutzung von Meg auf sich beruhen zu lassen und mich stattdessen mehr auf das zu konzentrieren, was ich an ihm mochte und was für Nöte und Bedürfnisse er hatte.

Damit würde ich mich wohler fühlen, und sicher war es auch das, was er von mir für sein Geld erwartete. Oder war ich hier selber dabei, mich zu verkaufen?

Eine gute Freundin von mir, die gegen ihre provinzielle, etablierte, sicherheitsorientierte Familie in Connecticut rebelliert hatte, lebte nun in New York in Greenwich Village und bewegte sich in den Kreisen der literarischen Avantgarde. Sie war berühmt für sprühenden Humor, derbe Witze und anzügliche Anekdoten. Sie erzählte besonders gerne die Geschichte von zwei Brüdern, die beide noch unter zehn waren. Der jüngere fragte lispelnd: "Was ist eine Hure?" Sein Bruder antwortete: "Das ist eine Dame, die für Geld bumst." (Eine andere Anekdote handelte von zwei feinen Damen, die in einem Tearoom in Greenwich Village speisen. Als es einen Moment still war, hörte meine Freundin, wie eine der Damen sagte: "Neulich hatte ich ,crabs' [was im Amerikanischen sowohl "Krabben" als auch "Filzläuse" heißt, d.Ü.]", und dabei vor Lachen aufkreischte. Noch eine andere Anekdote handelt von Franz Kline. Sie geht so: "Dieses Bild hat mir Franz versprochen, als er betrunken war, aber er gab es mir, als er nüchtern war.").

Auf mich machte der nüchterne Ton, in dem der ältere der beiden Brüder "Hure" definiert, ganz besonderen Eindruck. Wenn ich selber von Prostitution rede, dann immer so viel von ihren moralischen Aspekten. Ich kann mich mit dem liberalen Standpunkt von Shaw in "Mistress Warren's Profession" anfreunden: in einer kapitalistischen Gesellschaft bringt eine Hure ein Leistungsangebot auf einen bestehenden Markt; die Frage der Moral kommt darin nicht vor. Ich denke auch an die "Coyoten", eine Gruppe von Prostituierten in den sechziger Jahren, die sich zu einem Berufsverband ähnlich dem amerikanischen Ärzteverband entwickeln wollten. Aber gewisse Bedenken blieben bei mir bestehen. Nicht jede Frau, die in Armut versinkt, versucht durch Prostitution auf eigene Füße zu kommen. Muß nicht noch ein Element der Wahl hinzukommen, es mit der Moral nicht so genau zu nehmen? Sind nur die Freier zu tadeln, wie es die Feministinnen gerne tun, und sind die Huren nur ihre armen Opfer? Ich bleibe skeptisch, besitze aber auch nichts des Rätsels Lösung.

Und wie steht es mit den männlichen Rollen der Prostitution, dem Zuhälter und dem Gigolo? Für den Zuhälter legt niemand ein gutes Wort ein, aus wie armen Verhältnissen er auch immer stammt. In ihm sieht man nur den Ausbeuter, der die Frauen bumst und mit Drogen vollpumpt. Aber wäre er dann nicht auch nur ein Unternehmer? Ich kann so wertneutral nicht sein, sondern schließe mich der Mehrheit an und lehne ihn ab. Zum Glück bin ich bisher noch nicht um Therapie für einen Zuhälter angefragt worden. (Allerdings mag es vorgekommen sein, daß bei einem Workshop ohne mein Wissen die Unterkunft von einigen Gruppenmitgliedern für Gelegenheitssex benutzt wurde. In diesem Fall bin ich es, der sich ausgenutzt fühlt.)

Und wie steht es mit dem schönen schwulen Mann, der für Geld mit Frauen bumst? Ist es nicht eine zusätzliche Überschreitung, wenn er um des Gewinnes willen auch noch über seine sexuelle Orientierung hinweg handelt? Oder stünde er moralisch besser da, wenn er für Geld nur mit Männern bumsen würde? Wieviel unterscheidet ihn von einem schwulen Mann, der eine Heterofrau heiratet, um gesellschaftliche Anerkennung, Einfluß oder Reichtum zu erwerben?

Ich werfe diese Fragen auf, ohne daß ich eine Antwort hätte. Ich bin mir gewahr, daß mir all diese Fragen Kopfschmerzen machen. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo ich erfuhr, daß sich Klienten oder Klientinnen prostituiert hatten, setzte mir dies zu. Zwar sagte ich mir, daß mir ein Recht zu einem moralischen Standpunkt nicht zusteht, aber in der Praxis fühlte ich mich im Konflikt, zumal niemand von ihnen in Armut versank.

Mich störte auch die Wichtigkeit, die Timmy und Meg materiellen Dingen beimaßen. Meg wußte, daß sie Timmys Gunst mit einer Armbanduhr von Phillipe Patek gewinnen konnte, genau wie einst sie mit einem Armband aus Flußkiesel umgestimmt worden war. Ihre Währung waren Waren, nicht Liebe, Zärtlichkeit und Gefühl. Gefälligkeiten wurden erkauft. Timmy wie Meg waren in der Kindkeit Armut und Unglück ausgesetzt gewesen. Daraus hatten sie beide die Konsequenz gezogen, daß Geld und Geschenke mehr Wert verkörperten als Gefühle. Ich fand das sehr schade, aber sah bei Timmy und Meg kein Interesse, etwas daran zu ändern. Ich hätte keinen Erfolg damit gehabt, den augenrollenden Eiferer Savonarola zu spielen, sie zum Verzicht auf Prunk und Eitelkeit zu drängen und in die wahre Kirche zurückholen zu wollen. Die Kirche wäre leergeblieben.

(Fortsetzung folgt in Gestaltkritik 2-2002)

 

Anmerkungen

(1) Deutscher Titel: Starman. USA 1984, Regie: Larry Franco. Sciencefiction-Film mit Jeff Bridges in einer Hauptrolle.

(2) Titel der deutschen Ausgabe: Shaw, George Bernard: Frau Warrens Beruf. Stück in 4 Akten. Frankfurt/Main 1986.

(3) Ethan Allen stellt billige Imitate amerikanischer Möbel her.

(4) "cruisen": alleine durch einschlägige Straßen flanieren, Grünanlagen oder Rastplätze spazieren, schwule Saunen oder Kneipen ziehen, etc., um einen Traumprinzen anzumachen und für die Nacht abzuschleppen.

(5) Fire Island, langgestreckte Düneninsel vor Long Island bei New York. Wegen der beiden schwulen Ansiedlungen Cherry Grove und The Pines zum Capri bzw. Sylt von Nordamerika geworden.

(6) "Monster" und "Boatel" sind zwei der vielen schwulen Kneipen auf Fire Island. Das ist ein schwimmendes Hotel und veranstaltet für die schwule Gemeinde einen Nachmittagstanz im Stile des Ritz. Hier trifft man sich um vier bis sechs, nimmt einen Drink, und startet danach in die Nacht. Alles sehr gediegen und "camp": ein Stil in Kleidung, Wohnung, Lebensart und Umgangsweise, der sich nicht definieren, aber kaum übersehen läßt: ungewöhnlich, stilwidrig, hyperoriginell, kitschig, witzig, übertrieben, leichtfüßig, ironisch, selbstironisch, etc. Die kontinentale Schwester von camp heißt Tuntenbarock.

(7) Fleischmarkt: Hier speziell das allsommerliche 24-Stunden-Cruising auf der Strandpromenade und im Buschgelände mit verzweigten Trampelpfaden auf Fire Island.

(8) Titel der deutschen Ausgabe: Perls, Friederich S. / Hefferline, Ralph / Goodman, Paul: Gestalttherapie, [Bd. 1:] Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung (Taschenbuchausgabe: Gestalttherapie. Grundlagen); [Bd. 2:] Wiederbelebung des Selbst (Taschenbuchausgabe: Gestalttherapie. Praxis). Stuttgart 1979 (Taschenbuchausgabe: München 1991).

(9) John Dewey entwickelte die Philosophie des Pragmatismus und in Verbindung damit radikale Ideen der Erziehung zu selbständigem Handeln nach dem Grundsatz des "learning by doing". Er hatte großen Einfluß auf die fortschrittliche Schulbewegung.

(10) Peekskill liegt in Westchester, einer reichen Ansiedlung im Umland der Stadt New York. Zu Beginn des Kaltes Krieges unterstützte der linksorientierte schwarze Sänger Paul Robeson die Präsidentschaftskandidatur von Henry Wallace (der unter Truman Vizepräsident war) und seiner linken Fortschrittspartei. Während einer Rede Robesons kam es zu Unruhen, bei denen viele Menschen verletzt wurden. Dies war wie der erste Schatten des Kalten Krieges, bei dem es zur Entzweiung zwischen Linken und Liberalen und zum Haß der Rechten kam. Wallace verlor die Wahl.

(11) Titel der deutschen Ausgabe: Spark, Muriel: Die Blütezeit der Miss Jean Brodie. Zürich 1990

(12) Titel der deutschen Ausgabe: Spark, Muriel: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten. Zürich 1992

(13) Barbara Cortland schrieb über hundert billige, einfache und sehr erfolgreiche historische Romane. Sie sind berühmt dafür, daß stets ein schöner starker Mann erscheint und der Heldin das enge Mieder aufreißt. Die Autorin ist, wie sich später herausstellte, auch mit Prinzessin Diana verwandt.

(14) IRS, Internal Revenue Service, ist die Finanzbehörde, die von den Bürgern der USA Einkommenssteuer eintreibt.

 

Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

Daniel Rosenblatt

wurde 1925 in Detroit/Michigan geboren. Er studierte in Harvard und Cambridge und erlernte Gestalttherapie bei Laura Perls.

Nach einer langjährigen akademisch-wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet er seit über 30 Jahren in seiner privaten psychotherapeutischen Praxis in New York.

Er ist "Fellow" und ehemaliger Vizepräsident des New Yorker Instituts für Gestalttherapie und leitete viele Jahre lang Ausbildungsgruppen in Gestalttherapie in den USA, Europa, Australien und Japan.

Der nebenstehende Beitrag ist zuerst erschienen in seinem Buch "Zwischen Männern. Gestalttherapie und Homosexualität" in dem sich u.a. noch viele weitere Einblicke in Dan Rosenblatts praktische Arbeit finden. Wir möchten allen unseren Leserinnen und Lesern - homosexuellen und heterosexuellen (!!!) - dieses Buch ganz besonders ans Herz legen.

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