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Begeisterung für das Überraschende

Lesung von Gedichten Paul Goodmans
und eigenen Nachdichtungen von
Marie T. Martin und Stefan Blankertz

Und: Leseproben aus ihrem neuen Buch "Kleine Gebete"

Aus der Gestaltkritik 2/2013:

Gestaltkritik - Die Zeitschrift mit Programm aus den GIK Gestalt-Instituten Köln und Kassel
Gestaltkritik (Internet): ISSN 1615-1712

Themenschwerpunkte:

Gestaltkritik verbindet die Ankündigung unseres aktuellen Veranstaltungs- und Weiterbildungsprogramms mit dem Abdruck von Originalbeiträgen: Texte aus unseren "Werkstätten" und denen unserer Freunde.

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Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

  Hier folgt der Abdruck eines Beitrages aus Gestaltkritik 2/2013:

Begeisterung für das Überraschende

Lesung von Gedichten Paul Goodmans
und eigenen Nachdichtungen von
Marie T. Martin und Stefan Blankertz

Und: Leseproben aus ihrem neuen Buch "Kleine Gebete"

Marie T. Martin und Stefan Blankertz  (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)
Marie T. Martin und Stefan Blankertz (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)

Auf der Jahrestagung 2013 unserer Gestalttherapie-Zeitschrift "Gestaltkritik" im Gestalt-Institut Köln (GIK) haben Marie T. Martin (Köln/Berlin) und Stefan Blankertz (Berlin) ihr gerade erschienenes Buch "Kleine Gebete" vorgestellt: Eine Auswahl von Gedichten von Paul Goodman - dem Mitbegründer der Gestalttherapie - und ihren eigenen Nachdichtungen.
Die Lesung der Originalgedichte von Goodman übernahm dankenswerter Weise der Schriftsteller Thorsten Krämer (Köln), die musikalische Gestaltung der Lesung der Akkordeonspieler Rui Lobo (Köln).
Mit diesem Beitrag möchten wir Ihnen einen kleinen Eindruck von dieser Veranstaltung vermitteln und Ihr Interesse an dem Buch der beiden wecken. Dazu auch weitere Infos am Ende dieser Seite.
Erhard Doubrawa, Herausgeber

 

Thorsten Krämer (sitzend) und Erhard Doubrawa (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)
Thorsten Krämer (sitzend) und Erhard Doubrawa (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)

Geleitwort des Herausgebers

Entdeckung 1: Paul Goodmans Bedeutung für und prägender Einfluss auf die amerikanische Literatur und Dichtung (der 1940er bis 1960er Jahre) war mir nicht bewusst, bis ich den Nachruf von Susan Sontag auf Paul Goodman las?…

Entdeckung 2: Paul Goodmans Bedeutung für und prägender Einfluss auf die amerikanischen Protest-Bewegungen der 1960er Jahre war mir nicht bewusst, bis ich Stefan Blankertz zahlreichen Beiträge über Paul Goodman las?…

Entdeckung 3: Paul Goodmans Bedeutung für und prägender Einfluss auf Theorie und Entwicklung der Gestalttherapie, von der hatte ich als Gestalttherapeut schon vorher gehört - und deswegen machten mich die beiden ersten Entdeckung neugierig auf diesen Mann, für den Literatur, Spiritualität, Politik und Therapie sowie das pralle Leben untrennbar zusammengehörten, wie gerade im vorliegenden Gedichtband deutlich wird?…

Es ist für mich eine Freude und Ehre, Ihnen den ungewöhnlichen und gelungenen Band mit Goodman-Gedichten und deutschen Nachdichtungen von Marie T. Martin und Stefan Blankertz in die Hand legen zu dürfen. Hoffentlich ein Auftakt zu weiteren Übersetzungen aus literarischen Werken von Paul Goodman.

Ganz "gestaltisch" wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine an- und eine auf(!)regende Lektüre.

Erhard Doubrawa (entnommen aus dem Buch "Kleine Gebete")

Von links nach rechts: Marie T. Martin, Stefan Blankertz und Rui Lobo (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)
Von links nach rechts: Marie T. Martin, Stefan Blankertz und Rui Lobo (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)

Lesung der Goodman-Gedichte und der Nachdichtungen

 

Erstes Gedicht

By trials too hard for me beset
with awkward courage toward my death
I stagger; every usual
task I perform and, as I fail,

fashion the art-works to me given;
but lust is mercifully riven
from me with hope, for ever our
task is measured to our power.

Paul Goodman

 

unter lasten zu schwer für mich
von einem schweren mut befallen
stolp're ich dem tod entgegen
trage was ich muss, versage,

und schaffe kunst, wie mir gegeben,
doch lust ist mir vergangen neben
hoffnung, gnädig, denn die lasten
sind bemessen nach den kräften

Stefan Blankertz

 

Bei Prüfungen zu schwer für mich
bedrängt von ungeschicktem Mut
strauchle ich meinem Tod entgegen
erledige alle gewöhnlichen Aufgaben
und während ich scheitere forme ich

die Kunstwerke die mir gegeben sind
doch Lust wird barmherzig von mir gerissen
mit der Hoffnung: unsere Aufgabe wird
für immer gemessen an unserer Kraft.

Marie T. Martin

 

Rui Lobo (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)
Rui Lobo (Foto: Horst ter Haar, 2013 im GIK)

 

Zweites Gedicht

Playing too happily
on the slippery mountainside
my only son fell down and died.
I taught him to talk honestly
and without stalling come across
but I could not teach him the cowardice
and ambiguity
to live a longer life unhappily.

You see, girl, you ought not to
center your affections so,
little short of idolatry.
A young man is untrustworthy.
In the morning satisfied
he gets up from your bed
and in the evening he is dead.

Paul Goodman

 

er hüpfte überglücklich
am berg erhielt er seinen lohn
er fiel und starb mein einzger sohn
ich lehrte ihn sprich ehrlich
und zeig dich wie du bist
aber feigheit und zaudern
notwendig um ein leben unglücklich
zu leben : das konnt'ich nicht

nur schau bloß, Mädel, solltest
du dein gefühl so binden
ihn fast wie Gott verehren
ein junger mann ist nichts wert
am morgen steht er auf aus
deinem bette ohne not
und am abend ist er tot

Stefan Blankertz

 

Er spielte zu ausgelassen
mein einziger Sohn am
rutschigen Berghang und fiel
hinunter und starb.
Ich sagte zu ihm: sprich ehrlich
und versteck dich nicht aber
ich konnte ihm nicht zeigen wie man
verlogen lebt: unglücklich aber lang.

Siehst du Mädchen du solltest
deine Gefühle nicht jemandem
anhängen: Schmuck an einen Altar
auf einen jungen Mann kannst du
nicht bauen: am Morgen steht er
glücklich auf aus deinem Bett
und schon am Abend ist er tot.

Marie T. Martin

 

 

Buchcover: Kleine Gebete (Goodman, Martin, Blankertz)

Paul Goodman
Kleine Gebete

nachgedichtet von Marie T. Martin »versus« Stefan Blankertz

herausgegeben von Erhard Doubrawa

132 Seiten, Paperback, 9,80 Euro
Wir senden Ihnen dieses Buch gerne auf Rechung - natürlich versandkostenfrei!

Bestellanschrift: gik-gestalttherapie@gmx.de

Inhalt des Buches

Erhard Doubrawa: Zum Geleit

Aus den »Little Prayers«
Aus »North Percy«
Verschiedenes aus den »Collected Poems«

Anhang:
Stefan Blankertz: Paul Goodman
Stefan Blankertz: Ein Brief an Paul Goodman
Marie T. Martin: Kleine und große Dialoge
Georg Pernter: Perlen der Lebenskunst

Paul Goodman | 1911-1972 | »man of letters« | enfant terrible der amerikanischen Literatur-Szene | Mitbegründer der Gestalttherapie | radikaler Schulkritiker | Vordenker der Protestbewegung in den 1960er Jahren. | Bitte beachten Sie auch das Interview mit Paul Goodman im Archiv unserer Gestalttherapie-Zeitschrift »Gestaltkritik«: »Gedanken eines Steinzeitkonservativen«.
Marie T. Martin | 1982 | Poetin der Luftpost | 2008 Rolf- Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln.
Stefan Blankertz | 1956 | »Wortmetz« | beschäftigt sich seit 1973 mit dem Werk von Paul Goodman. | Bitte beachten Sie auch die zahlreichen Beiträge von Stefan Blankertz im Archiv unserer Gestalttherapie-Zeitschrift »Gestaltkritik«.

Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

Stefan Blankertz: Ein Brief an Paul Goodman

Lieber Paul,

du warst - und bist - mein Lehrer und meine Inspiration. Als Jugendlicher und junger Erwachsener habe ich die in Deinen Schriften erwähnten Autoren, die mich faszinierten, nachgeforscht und nachgelesen. So hat sich mir die Welt des Denkens von der Antike bis heute erschlossen. Sowohl durch Deine als auch an Deinen Schriften habe ich das Interpretieren gelernt. Ich versuche, dieses Können an die nachfolgende Generation von Gestalttherapeuten (das einzige Publikum, das ich lange Zeit hatte) weiterzugeben. Dafür wollte ich dir danken. Danke, Paul.

 Was Deinen Weg vom Literaten zum psychologischen und soziologischen Denker betrifft, gehe ich den umgekehrten Weg. Du hast in den 1930er und 1940er als Schriftsteller begonnen, bis Du ab den 1950er Jahren zu dem Punkt gekommen bist, an welchem Du das Gefühl hattest, dass Literatur nicht mehr weiterhelfe: Das Leben unter der Bedingung der "organized society" (etwa: verwaltete Welt) war in Deinen Augen zu "absurd" und fad geworden, um daraus dramatische Szenen und dreidimensionale Figuren machen zu können. Du meintest, Literatur würde eine Gestalt des

Lebens voraussetzen, die durch die Umstände aber bedroht zu sein schien. Darum hast Du Dich psychologischen und soziologischen Themen zugewandt, die die Entwicklung in diese Richtung erklären können. Und Du hast Dich dann mit denen verbündet, die in den 1960er Jahren politisch gegen diese Entwicklung aufbegehrt haben. Für mich dawider setzte die politische, soziologische und schließlich psychologische Theorie eine prinzipielle Gewissheit über Gut und Böse voraus, die mir immer mehr abhanden kommt. Die Zwischentöne und die Ambivalenzen kann ich nur durch Literatur ausdrücken. Mein Bindeglied zwischen der literarischen und der wissenschaftlichen Welt ist die Theologie, die ich auch Dir und Deinen Hinweisen auf Thomas von Aquin zu verdanken habe. Wie sonst als auf diese Weise hätte ich als Kind der atheistischen 1960?er Jahre zur Theologie und zum Christentum gefunden? Danke, Paul.

Ich wünsche mir, dass, wo immer und wie immer Du jetzt existierst, Deine Augen wohlgefällig auf mir ruhen mögen,

Dein Schüler und Freund Stefan

 

Marie T. Martin: Kleine und große Dialoge

Die "Little Prayers" sind von den Gedichten, mit denen wir uns beschäftigt haben, diejenigen, die mich am meisten berühren. Ich kenne die tiefen Zweifel, das Hadern und Ringen, das "Warten auf die Stimme, die antwortet", seit meiner Kindheit. Während ich Gedichten begegnete, die von der Trauer eines Vaters um seinen Sohn durchwachsen waren, war ich noch von der Trauer um meinen Vater begleitet. Die Begegnung mit seinem toten Körper hat etwas in mir grundlegend verändert und mich bis ins Innerste bewegt. Eine Art Dialog auf einer höheren Ebene, der sich fortsetzt, nachdem mein Vater von der irdischen Welt verschwunden ist. In der Auseinandersetzung mit Themen, in Träumen, in Texten. Manchmal tauchen Bilder aus der Kindheit auf: mein Vater, der mir Hirsche in einem umzäunten Gehege zeigt und sagt, dass die meisten Menschen so leben wie sie, meine Mutter sich aber für etwas anderes entschieden hat. Damals habe ich nicht verstanden, was er meint und es hat lange gedauert, bis ich zu schätzen lernte, dass in meiner Familie in jeglicher Hinsicht alles anders war als bei anderen Kindern. Das zeigte sich schon am Klingelschild: Außer unserem Familiennamen gab es eine weitere Klingel mit der Aufschrift "Gestalt". Meine Mutter, eine Gestalttherapeutin, wollte damit deutlich machen, dass sich dort ein Erfahrungsraum auftat, während sie selbst als Person in den Hintergrund trat. Die Kinder der Nachbarschaft fragten uns oft, warum man Herrn oder Frau "Gestalt" so selten sah. Heute würde ich sagen, weil sich Frau oder Herr Gestalt im Dialog zeigen, im Kontakt zweier Menschen, die sich auf eine Forschungsreise begeben - im Hier und Jetzt. In dieser Begegnung kann alles sein: die Fragen, das Hadern, der existenzielle Schmerz ebenso wie die Zärtlichkeit für die eigenen früheren Ichs, die Mitmenschen, für das Leben. Auch die Arbeit an den Gedichten war und ist ein Dialog: zwischen uns und Goodmans Texten, zwischen den verschiedenen Versionen und dem Original, und schließlich zwischen den LeserInnen und den Texten. Für mich sind diese Versionen noch keine fertigen Fassungen, ich möchte sie immer und immer wieder überarbeiten und verändern. Leider ist das Buch noch nicht erfunden, das, sobald es aufgeschlagen wird, die neuesten Versionen zeigt. Aber jeder, der möchte, kann sich seine eigenen Variationen bilden und in den Dialog eintreten.

 

Georg Pernter: Goodmans "kleine gebete" - Perlen der Lebenskunst

Stefan Blankertz, der Goodman-Experte im deutschen Sprachraum, legt hier in seiner "edition g." eine feine, sorgfältig ausgewählte und geglückte Sammlung von Goodman-Gedichten vor. Die meisten stammen aus "Little Prayers". Dieses letzte Buch, von Paul Goodman selbst redigiert, ist kein abgeklärtes Spätwerk. Doch: Eine liebevolle, reife Spätlese, wortgewandt und einsichtsreich. Eine Delikatesse, die zum Genießen einlädt. Eine Bettlektüre, die man immer wieder gerne aufschlägt. Als Besinnung. Zur Anregung. Zum Mutmachen. Höchst an der Zeit, dass diese Gedichte in einem Deutsch erscheinen, die nah am Original sind. Die Nachdichtungen leben von der Spannung der unterschied-lichen Sprache von Marie T. Martin "versus" Stefan Blankertz. Das macht den Reiz und die Besonderheit dieser Publikation aus. Pointiert ausgedrückt: Der Wortmetz Blankertz (Selbstbezeichnung) meißelt mit gröberen Hämmern stilsicher und expressiv-unpoliert markante Wortfiguren aus der vorgegebenen Textgestalt. Auf der anderen, der "rechten" Seite, stehen die Fassungen Martins: klar, geschliffen und poliert. Keine der beiden Varianten möchte ich missen. Beiden gemeinsam ist das Engagement, dem Original gerecht zu werden, das Ringen um treffende Nuancen. Mal regt mich eine Passage, ein Wort in der Fassung von Blankertz an, mal erschließt sich mir in der Nachdichtung von Marie T. Martin ein neuer Gedanke. Und immer wieder tönen beide Formulierungen in mir nach und vervollständigen ein Bild.

Ein Lebens-Brevier. Die "Kleinen Gebete" Goodmans begleiten mich nun schon einige Zeit. Als "Perlen der Lebenskunst" bezeichne ich sie, weil diese poetischen Kleinformen Tiefsinniges bieten aus dem Alltag - wie er ist. Sie sind ungeschminkt. Ehrlich. Facettenreich im Auf und Ab des Lebensflusses. Für mich gleichen die "Little Prayers" einem Brevier. Es ist ein Büchlein, das man immer wieder aufschlagen kann, in dem man Altbekanntes wiedererkennt. Oder Bestärkung erfährt. Oder Anregungen. Meist sind es einzelne Zeilen, die mich anrühren, die in mir nachschwingen, die berühren oder ins "Auge springen". Mein Umgang mit den Gedichten ist eine Art Wiederkäuen. So haben es schon die alten Mönche gehalten. Ruminatio nannten sie es, wenn sie sich ihren heiligen Schriften näherten. Es ist ein inneres Eindringen in Texte durch ein beständiges Wiederholen einzelner Sätze oder Worte, ein Sich-Begleiten-Lassen, ein Leben mit ihnen. Hier sind nicht simple Einsichten niedergeschrieben, die man einfach getrost nach Hause tragen kann. Zeilen und Wortspiele scheinen durch eine Person hindurchgegangen, von ihr "erlitten" zu sein. Der Leser, die Leserin kehrt ein in den Niederungen der Welt, landet in den gewöhnlich-ungewöhnlichsten Begebenheiten, die das Leben zuspielt.

Lieblingssujet "Gosse" - Der Ort der Lebenskunst. Kleinigkeiten sind der Stoff der Gedichte Goodmans, mit denen er sich ins dichteste Getümmel des Alltags drängt und mich teilhaben lässt an Banalem, an Beobachtungen, an Gegebenheiten im vorüberziehenden Leben. Er schreibt, um zu überleben, um mit seinen Krisen umzugehen, sich durch sie durchzuschreiben oder ihnen auszuweichen. Damit hält er sich seine Angst, Einsamkeit, Ungeduld vom Leib oder werden diese Zustände für ihn handhabbar. Er verwandelt simple Begebenheiten oder Gefühlszustände in Lyrik, in der alle Zurückhaltung und Zuwendung dieser Welt eingewoben ist. Es ist ein Buch der Unruhe, Hoffnung, Bestärkung. Ein Buch voller Leben, in dem es "menschelt", nämlich ­Lebendiges authentisch raschelt. So zeigt sich Goodman als ein Erotiker von und zur Welt. Das ist ein Merkmal von Gestalttherapie: ein der Welt zugewandtes Verhältnis mit allen Sinnen einzunehmen. Dass das Leben auch endet, das ist eine weitere fundamentale Einsicht des Humanisten Goodmans. Nie predigt er, auch wenn er sich einer "katastrophischen Kultur" (Sloterdijk) entzieht und diese anprangert. Goodman ist mehr als ein Dichter, ein Sozialkritiker, ein Philosoph. Er war ein Lebens-Künstler. Und ein Prophet, der die Würde der Unterschichten, des "Lumpenproletariats" (Karl Marx) betont.*

Perlen der Lebenskunst. Goodman schreibt für mich sehr lebensnah, weise. Letztlich schreibt er von der Freiheit. Von der Freiheit, ein Individuum zu sein, ohne abzuheben, ein Mensch zu sein, der standhaft versucht "am Ball zu bleiben", d.h. die eigenen Dinge weiter zu treiben. Diese Standhaftigkeit ist ihm Tugend (Goodman 1992, S. 159). Sein Credo: Dass wir - auch wenn wir uns leergelebt fühlen - für die Verfolgung der eigenen Aufgaben über Kraftreserven verfügen, dass die Kraft wieder kommt, wenn wir weitergehen (vgl. S. 17-19), wenn wir achtsam leben und immer wieder schauen, was in unserer Brust brodelt (S. 13-15), wenn wir uns nicht im Wege stehen (S. 45-47), die Gunst der Stunde nutzen (S. 49-51), ohne Garantie auf Gelingen?…

Es ist ein berührendes, wundervolles Buch voller Liebe. So drückt es die Tochter Susan Goodman (2012, S. 30) aus. Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen und lade Sie zur Entdeckung ein.

Goodman, P. (1992): Stoßgebete und anderes über mich, Köln. Goodman, S. (2012): Aufwachsen mit Paul Goodman, in: "Gestalttherapie" 1, 16-39. Pernter, G. (2012): Goodmans existenzielles Remis: Die Stoßgebete als gestalttherapeutische Lebensphilosophie?, in: "Gestalttherapie" 1, 55-75.

 *)Mit dem Wortspiel "pauvres" im Unterschied zu den "misérables"; vgl. Goodman 1992, 139.

 

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