GESTALTKRITIK - Zeitschrift für Gestalttherapie

Inga Schumann-Sorge

Weibliche Gestalttherapie

Gestaltkritik - Die Zeitschrift mit Programm aus den GIK Gestalt-Instituten Köln und Kassel
Gestaltkritik (Internet): ISSN 1615-1712

Themenschwerpunkte:

Gestaltkritik verbindet die Ankündigung unseres aktuellen Veranstaltungs- und Weiterbildungsprogramms mit dem Abdruck von Originalbeiträgen: Texte aus unseren "Werkstätten" und denen unserer Freunde.

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 Hier folgt der Abdruck eines Beitrages aus der Zeitschrift Gestaltkritik (Heft 1-1998):

 

Inga Schumann-Sorge

Weibliche Gestalttherapie

Inga Schumann-Sorge

(Inga Schumann-Sorge)

 

Dieser Aufsatz war in Vortragsform ein Geschenk für meine Kollegen Werner Bock und Frank Staemmler aus Anlaß ihres Jubiläums für ihr Gestalt-Institut "ZENTRUM FÜR GESTALTTHERAPIE" in Würzburg.

Da der Text schon vor einigen Jahren geschrieben wurde (1991), habe ich ihn vor der Veröffentlichung kritisch durchgesehen und einige Anmerkungen und Ergänzungen hinzugefügt.

 

"Weibliche Gestalttherapie": Gestalttherapie von Frauen, für Frauen und vom Ansatz her weiblich. Dieser Gedanke beschäftigt mich seit Jahren. In den folgenden Ausführungen beschränke ich mich bewußt auf den Schwerpunkt "weiblich" (matriarchal). Die Kritik an den männlichen (patriarchalischen) Inhalten und Auswirkungen der Gestalttherapietheorie und -Praxis sollte ebenfalls geschrieben werden, führt mich jedoch von meinem Anliegen weg.

 

Mein Anliegen ist:

1) ... von meinen Erfahrungen als Gestalttherapeutin, die seit Jahren mit Frauen - einzeln und in Gruppen - arbeitet, das "Frauenspezifische" mitzuteilen.

2) ... aus der jahrelangen Reflexion meiner Existenz als Frau in einer patriarchal organisierten Gesellschaft und als Gestaltfrau eine Verbindung von matriarchalen Werten und Gestalttherapietheorie herzustellen.

3) ... auf dem Hintergrund meiner Zusammenarbeit mit männlichen Co-Leitern in gemischten Gruppen - Therapie und Ausbildung - eine Hypothese zur männerspezifischen Ausprägung der "Weiblichen Gestalttherapie" zu entwickeln.

Ich habe meinen Gestaltweg vor 25 Jahren begonnen und gehe ihn weiter in der Überzeugung, als Frau, Therapeutin und Ausbilderin eine Lebens- und Wachstumsorientierung gefunden zu haben. Meine folgenden Gedanken sind getragen von vielen Gesprächen zum Thema mit Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen, Klientinnen und Frauenforscherinnen; ebenso von einer Fülle von Literatur, die Frauen zu Fragen ihrer Existenz geschrieben haben, angefangen mit BETTY FRIEDAN'S "Weiblichkeitswahn",

1966 (2).

Teil I: Erfahrungen

 

1. Die Klientinnen

Ich habe zwölf Frauen gebeten, mir einige Fragen zu beantworten und zitiere zum Teil wörtlich. Alle waren längerfristig in einer Gestalttherapie-Gruppe für Frauen unter meiner Leitung.

 

Frage 1: Welche Möglichkeiten der Krisenbewältigung hat mir die Gestaltarbeit eröffnet?

Wiederholte Antworten waren: die eigenen Gefühle ernstnehmen, die eigene Kraft spüren, Wahlmöglichkeiten in Krisen erleben und nutzen, Verminderung von Angst im konkreten Alltag; Krisen und Probleme auch als Chance erleben, im Leben "weiterzugehen".

Ich zitiere:

- "was ich fühle, ist mindestens genauso wichtig und real wie das, was ich denke ....

- Ich bin nun erst überhaupt in der Lage, meine eigene Kraft zu spüren, meine Gefühle haben einen anderen Stellenwert bekommen ....

- Die Therapie hat mich an meine "Liebesquelle" herangeführt, die erstaunlich groß und sprudelig ist ....

- Mut, Aggression zu zeigen, wandelt sich zu einem Bedürfnis, sie zuzulassen ....

- ich weiß, daß das Leben bewältigt werden muß und versuche, weniger zu hadern ...

- es gibt immer mehr als eine Möglichkeit ...

- Zahlreiche Situationen sind einfach nicht mehr bedrohlich und angstbesetzt; die Therapie hat mich schlichtweg von einem Angstpanzer befreit, wodurch Krisen nicht mehr nur durch Flucht oder Halt in einer Beziehung, sondern durch bewußte Reflexion und selbstgewählte und -entschiedene Reaktionen überwunden werden können ....

- Ich betrachte Krisen nicht mehr als überflüssige Probleme oder Störfaktoren, die mit genügend Anstrengung, Intelligenz und Erfindungsgeist weggesteckt werden können. Ich sehe sie als Wegweiser ....".

 

Frage 2: Wie hat mir die Gruppe geholfen?

Hierbei wird immer wieder die Wohltat des Mitfühlens, des Verständnisses für sich selbst und andere, Vertrauen, Wärme, Unterstützung, Geborgenheit genannt. Außerdem die positive Funktion des liebevollen und auch kritischen Feedbacks; die Möglichkeit, über die Arbeiten anderer Entdeckungen über sich selbst zu machen, Ähnlichkeiten und Differenzen aufzuspüren und auszuwerten; ganz wichtig: das Nichtalleinsein mit den eigenen Schwierigkeiten, und nicht alleine Schwierigkeiten haben!

Eine Frau wörtlich: "Als ich in die Gruppe kam, war ich noch sehr krank, konnte fast nicht allein rausgehen, alleine was unternehmen, mir alleine Essen kaufen. Ich war sehr auf meinen Mann angewiesen, der alles für mich tat, einkaufte, besorgte und mich fuhr. In der Gruppe hörte ich, daß andere auch Ängste, Sorgen, Probleme hatten. Die Gruppe gab mir Geborgenheit, Verständnis, aber auch Kritik und Vorschläge zur Veränderung meiner gefangenen Situation. Durch die Wochenenden (Intensiva auf dem Lande) mußte ich raus, mich der Gruppe anvertrauen. Das war für mich ungeheuer schwer, es gelang mir jedoch!"

Die Antworten zu den beiden ersten Fragen könnten m.E. von Frauen wie von Männern stammen.

 

Frage 3: Inwieweit waren es speziell die Frauen in der Gruppe, die mir geholfen haben?

Bei der Beantwortung dieser Frage beziehen sich die Frauen vor allem auf die Gefühle untereinander: Sicherheit, Verbundenheit, Vertrautheit, "Liebe unter Schwestern", Intimität, Ehrlichkeit und Offenheit. Sie begrüßen, daß ähnliche Verhaltensweisen und kollektive Muster die Verständigung erleichtern,

ebenso die Abwesenheit der Spannung der Geschlechter durch Abwesenheit von Männern.

Zitate:

- "Durch ähnliche Erfahrungen trifft man bei Frauen auf entsprechendes Verständnis für verwandte Schwierigkeiten. Durch die Bereitschaft zum Eingehen auf die anderen wird eine spezifische Atmosphäre von Wärme und Nähe hergestellt .... Die gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz kann ich mir in keiner gemischten Gruppe vorstellen ...

- Die Frauen konnten mein intimes Problem verstehen und mir zuhören. Ich brauchte mich nicht vor ihnen zu schämen ...

- Ich habe mit einigen Frauen sehr ehrliche Gespräche führen können, kann es immer noch. Ich konnte die Ehrlichkeit und Offenheit auch auf die Beziehungen mit anderen Freundinnen außerhalb der Gruppe ausweiten."

 

Frage 4: Wie hätten mich Männer in der Gruppe unterstützen oder hindern können?

Männer werden als störend für die Frauenintimität und Frauensolidarität empfunden und vor allem als Anstifter von Konkurrenz zwischen den anwesenden Frauen. Die befragten Frauen bringen Männern in der Therapiesituation vorstellungsmäßig wenig Vertrauen entgegen und auch sich selber, wenn sie meinen, daß sie in Anwesenheit von Männern "ein anderes Verhalten an den Tag gelegt" hätten. Andererseits bedauern auch einige, nicht Männer unmittelbar konfrontieren zu können oder auch deren "Bedürftigkeit und Einsamkeit" zu erleben. Hier das Zitat einer Frau, das vieles einschließt: "Ich glaube, daß mich Männer gehindert hätten, bei Krisenbewältigungen, da ich befangen gewesen wäre und manche Dinge gar nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten erzählt hätte. Anfangs wollte ich Männer dabei haben in der Gruppe, erhoffte Lösung meiner Schwierigkeiten mit Männern. Jetzt weiß ich, daß diese spezielle Auseinandersetzung nicht nötig ist. Die psychologischen Erkenntnisse aus der Frauengruppe sind auf jede "Alltagssituation" anwendbar. Könnte mir vorstellen, daß Vertrautheit, Offenheit in einer gemischten Gruppe länger hätte wachsen müssen. Und sicher wären nicht so viele frauenspezifische Themen zur Sprache gekommen. So ist es nicht nur individuelle Therapie, sondern auch ein Stück gelebter politischer Alltag, Frauensolidarität."

 

2. Die Therapeutin

 

Ich beschreibe, wie ich meine Arbeit mit Frauen erlebe (dieser Text entstand, bevor ich die Fragebögen der Frauen auswertete).

Mir ist es eine Freude mit Frauen zu arbeiten. Freude heißt hier, eine Schwingung von gemeinsamem, auch lustvollem Erforschen von Seinsarten, die uns Frauen in der Gruppe "irgendwie" allen bekannt sind. So unterschiedlich die sich eröffnenden Schicksale und Probleme sind, es taucht immer wieder das Gefühl von Bekanntheit in der eigenen Geschichte auf, die der Therapeutin nicht ausgenommen. Es ist etwas wie ein gemeinsames Frauenschicksal, das uns verbindet. Zum Beispiel das Thema gnadenloser Unterdrückung von Gefühlen: Eine Klientin berichtet, daß sie als 6 jähriges Mädchen nach langem Zögern ihrer Mutter gesteht, daß ein Mann im Wald sie überfallen habe, sie war nur knapp einer Vergewaltigung entkommen. Die Antwort der Mutter war: "Das hast du dir eingebildet!" Die Empathie für diese Situation geht über ein unmittelbares Mitgefühl hinaus: Selbst wenn Frauen nicht dieselbe Situation erlebt haben, so kennt doch jedes Mädchen und jede Frau diese tiefsitzende Erfahrung, mit ihren "unpassenden" Gefühlen nicht ernstgenommen, abgewertet und womöglich in die Kategorie "hysterisch" eingeordnet zu werden. - Da geht bei allem Schmerz ein Stöhnen der Erleichterung durch den Raum: Endlich damit nicht mehr allein, nicht begründen müssen, nicht rechtfertigen müssen, solche Gefühle von Ohnmacht miteinander austauschen können, ohne Zensur, auch ohne Rücksicht und Scham, die Mädchen oder Frauen so oft davon abhalten, ihre wahren Gefühle mitzuteilen.

Ein anderer Aspekt der Freude ist das Miteinander-lachen-können: Diese Weise des einverständlichen, erlösten Lachens schlicht aus der Lust heraus oder nach durchstandener Qual und emotionaler Enge, kenne ich vor allem unter Frauen.

Unter Frauen in der Therapiearbeit erlebe ich eine hohe Bereitschaft, körperlich Schutz zu geben, Liebe und Verständnis mitzuteilen über Worte und Taten. Das geht oft hinein ins Alltagsleben. Sie springen als Babysitter ein, gehen zur Vernissage einer Künstlerin in der Gruppe, sie finden sich zusammen zu einem Fest nach der Scheidung einer Frau. Manchmal ist es auch nur die Freude, im Kreise Gleichgesinnter ein Fest zu feiern, "weil wir anders miteinander reden können". Ich nehme selber an solchen Festen meiner Frauengruppen gelegentlich gerne teil.

Uns verbinden auch rituelle Handlungen, geplant oder ungeplant:

Wir feiern die Hexe in uns an Walpurgis im Kreis der Therapieteilnehmerinnen; wir kräftigen uns im Wald mit den Bäumen in unserem Lieblingshain mit Stimme, Tanz und Ulk; oder wir feiern das bestandene Abitur einer 40 jährigen Mutter von 2 Buben mit einem "Jungfernkranz" und Initiationstänzen. Wir sind mehr Frau und mehr Kind ohne die Anwesenheit von Männern.

Wenn die Masken gefallen sind, sind Frauen sehr ehrlich miteinander und vermitteln Wahrheiten übereinander ohne besondere Härte. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie konkurrenzfrei Frauen miteinander arbeiten können. Das wirkt sich auch auf mich als Leiterin aus. Einer Frau, die erst kurz in der Gruppe war und sehr viel weinte, sagte ihr kleiner Sohn beim Heimkommen: "Jetzt weiß ich, was ihr in der Gruppe macht, ihr spielt Masken abnehmen".

Ein weiterer Teil meiner Freude ist die gemeinsame Freude am Erfolg oder Fortschritt: sei es, daß eine Frau eine wichtige Arbeit für sich in der Gruppe gemacht hat, oder von positiven Veränderungen in ihrem Leben berichtet. Die gegenseitige Wertschätzung von Schönheit, von äußerer Veränderung stärkt das weibliche Selbstwertgefühl, und auch Neid wird relativ freimütig zugestanden. Mißerfolg und "Nichtweiterkommen" wird eher mit Betroffenheit, Bedauern aufgenommen als mit Ungeduld oder Kritik, daher wird davon auch relativ freimütig berichtet. "Dauerbrenner" wie z.B. "immer wieder dieselbe Beziehungskiste" dürfen einfach sein.

Da sich in der Gruppe Frauen sehr unterschiedlicher Alters- und Lebensphasen treffen - die Altersspanne zwischen 23 und 60 ist nicht ungewöhnlich-, ist die Neugier und Bereitschaft der Jungen, von den Alten und der Alten, von den Jungen zu lernen, ein wesentlicher Stimulus in der Arbeit. Wo immer wir in unserer jeweiligen Lebensphase angesiedelt sind, die Art und Weise der Bewältigung von Lebenskrisen der jeweils Anderen eröffnet neue Perspektiven und Wertschätzung für die Überlebensstrategien der Mitfrau.

"Die weibliche Differenz will nicht beschrieben werden. Um zu existieren, braucht sie Vermittlung, damit sie aus sich selbst heraustreten und ihrerseits Vermittlerin werden kann, ein Kreislauf unbegrenzter Potenz. Die Beziehung des affidamento setzt diese Befreiung weiblicher Energien in Gang" (2a S.170)

Nach der Wertschätzung der Arbeit in der Gestalt-Frauengruppe will ich auch eine Mahnung aussprechen: Als selbst Frau gerate ich in Gefahr, konfluent zu werden. Ich muß mich immer wieder in Distanz rufen, um mich von dem "wie sind wir toll und verständnisvoll als Frauen" nicht erfassen zu lassen: Also auch auf verdeckte Konkurrenzen achten, bei Vermeidungen konfrontieren, das schöne Gefühl von Frauensolidarität verlassen, auch die Konfluenz der Frauen untereinander aufdecken.

Achtsamkeit ist auch angezeigt, was die Vermittlung meiner Werte angeht: z.B. meine kritische Haltung gegen hergebrachte gesellschaftliche Strukturen, die patriarchal geprägt sind. Allerdings: In der Frauentherapiegruppe bin ich nicht neutral und ausgleichend in der Frau-Mann-Frage! Wenn ich z.B. höre, daß eine Frau es für ihre weibliche Pflicht hält, jeden Tag die Sakkotaschen ihres Ehemannes nach getaner Arbeit auszubürsten, gerate ich in Rage: Nicht gegen die Frau, die das tut, sondern gegen das System, das es den Männern erlaubt, solche Erwartungen an Frauen zu stellen und Frauen glauben lassen, so sei das in Ordnung.

Am Ende meiner Beschreibung dessen, was mir Freude und Befriedigung in meiner Arbeit bringt, möchte ich nicht verschweigen, wie ich dazu kam, vor 18 Jahren mit dieser Arbeit mit Frauen zu beginnen: Für die ausgeschriebene Gruppe für Frauen und Männer hatte sich kein einziger Mann angemeldet! Also mußte ich den Frauen und mir schmackhaft machen, daß wir nicht "nur" Frauen sind, sondern in der Gruppe - entsprechend den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen - unseren eigenen Stil entwickeln müssen. Enttäuschungen auf beiden Seiten, Teilnehmerinnen und Therapeutin, wich bald der Wahrnehmung einer besonderen Möglichkeit der therapeutischen Arbeit. Seitdem arbeite ich gezielt mit Frauen in Gruppen und bin überzeugt von der besonderen Wirksamkeit auf alle Beteiligten. Bemerkenswert ist, daß viele Frauen, die ich nach dem Erstgespräch zur gleichgeschlechtlichen Gruppe einlade, zunächst mit Ablehnung reagieren; es gibt aber auch solche, die sich klar eine Frauengruppe wünschen. Keine der Frauen, die sich auf die gleichgeschlechtliche Gruppe eingelassen hat, hat es bisher bereut daran teilgenommen zu haben.

Es gibt ein Märchen, "Die Gänsemagd", das mich und andere Frauen anspricht: In diesem Märchen gibt es die allmorgendlich wiederkehrende Situation, daß die entmachtete Königstochter als Gänsemagd durch ein Tor zieht, in dem auf ihr heimliches Geheiß hin der Kopf ihres geliebten sprechenden Pferdes, Fallada, das getötet wurde, aufgehängt ist. Im Vorbeigehen spricht sie, die von ihrer Magd entmachtete Frau: "O Fallada, da du hangest". Und Fallada, der Pferdekopf, antwortet: "O du Jungfer Königin, da du gangest, wenn das deine Mutter wüßte, das Herz tät ihr zerspringen". Dieser mitfühlende Satz des Pferdes wird, wenn ich ihn bei gegebenem Anlaß in der Gruppe zitiere, meist sofort verstanden: Er drückt das kollektive Leid aus, das wir Frauen mehr oder weniger bewußt spüren und er führt zurück zur Quelle Mutter. Im Märchen wird die Würde der Prinzessin wieder hergestellt dadurch, daß das entmachtete Wesen seine Not einem Ofen gesteht, dem ein weises Wesen, der alte König, (ein mehr mütterliches Wesen), lauscht. Diese Hoffnung, daß wir aus der Not in den Zustand der Würde gelangen, ist uns als Frauen gemeinsam und wir können uns dabei gegenseitig unterstützen. Die Frauen von der Libreria delle donne di Milano sprechen bezüglich der Befreiung und Unterstützung von Frauen von "affidamento", um diesen Begriff noch einmal zu akzentuieren.

Teil II: Theorie

1. Thesen zur Frage matriarchaler bzw. patriarchaler Seinsformen

In der Phase intensiver Beschäftigung mit meinem Thema wachte ich eines Morgens aus einem - wie mir schien - "Wahrtraum" auf. Vor mir stand: "Weiblich" ist: Neugier, Entdeckerfreude, Kindlichkeit, Staunen, Emotionalität, Kontakt, Ursprünglichkeit; "männlich" ist: Professionalität, Wissen, Routine, Rationalität, Rückzug, Direktivität. Ich hatte diese Wörter im Halbschlaf aufgeschrieben. Als ich im Wachbewußtsein diese Polaritätenliste nachlas, war ich erschrocken, welch krasse Trennung und Wertung da mein Unbewußtes vorgenommen hatte. Ich schämte mich auch ein bißchen, weil ich mich als "unreif" in meiner Tiefenseele bewertete. Ich sollte doch wirklich differenziertere Werte aufgrund meiner Einsichten internalisiert haben! Der Schrecken hatte insofern positive Konsequenzen, als ich diese polaren Werte nun einer kritischen Prüfung unterzog.

Um dies zu tun, erweiterte und veränderte ich die Begriffe weiblich und männlich zu "matriarchal" und "patriarchal". Damit geht es nicht mehr schlechthin um das Mann- oder Frausein, sondern um das Sein von Männern und Frauen in einem Gesellschaftssystem. Ich zitiere CLAUDIA V. WERLHOF (8): "Männer und Frauen sind andere in einem matriarchalen oder patriarchalen Gesellschaftssystem; beide leiden unter diesem tödlichen System". CAROLA MEIER-SEETHALER (7) sagt in ihrer Einleitung zu ihrer 500 Seiten starken Kulturkritik: "... es steht zu vermuten, daß die Entstehungsbedingungen für den Geschlechterkampf mit schmerzhaften, aber verdrängten kollektiven Erinnerungen verknüpft sind, und daß die männliche oder weibliche "Natur", auf die man sich so gerne beruft, ohne die Kenntnis dieser Bedingungen nicht zu analysieren ist"(ebd.). Mit "diesen Bedingungen" meint sie die kulturhistorischen Fragen, die mit einem "hohen Maß an affektivem Potential aufgeladen sind". Sie bevorzugt den Ausdruck "matrizentrisch" gegenüber "matriarchal".

Ich beschreibe einige dieser Bedingungen, indem ich thesenartig Unterscheidungsmerkmale zwischen dem matriarchalen und patriarchalen System darstelle. Später werde ich prüfen, welche Werte sich im gestalttherapeutischen Ansatz wiederfinden lassen.

A. Das patriarchale System ist ein Herrschaftssystem und bedient sich der Mittel von Macht und Gewalt. Das matriarchale System ist ein gewaltfreies und kennt keine Kriege.

CLAUDIA VON WERLHOF setzt den Beginn der Entwicklung hin zum Gewaltsystem bei den jahrhundertelangen Völkerwanderungen zwei- bis dreitausend Jahre vor der Zeitrechnung an: Das Verlassen der spirituellen Kultstätten, das Jagen und Landerobern als Überlebensnotwendigkeit; von der "heiligen Jagd" im Kontakt mit den Tieren kommt es zur brutalen Tötung und zu einer Machtausübung ohne spirituelle Anbindung. Als nächste Stufe der Entwicklung hin zu einem patriarchalen System benennt sie die Entwicklung der Staatsidee in der Antike (ARISTOTELES), wo die Göttlichkeit, die männlich definiert wurde, zur "Menschlichkeit" umdefiniert wurde. In dieser Epoche wird die weibliche Gebärfähigkeit als Wert durch die Idee des männlichen Schöpfertums ersetzt, in dem der Mann als Samenspender zum Lebensspender umgewertet und damit zum hierarchisch Bedeutsameren wird. Männer übernehmen die Herrschaft, Frauen bleibt der Bereich von "List und Tücke".

Im Matriarchat war am Anfang die Mutter, da "arche" griechisch "Anfang", nicht "Herrschaft" heiße (V. WERLHOF). Meier-Seethaler lehnt den Begriff ganz ab, da "archat" Herrschaft heiße und somit die Situation verfälsche (keine "Frauen-Herrschaft").

Eine nächste markante Phase der Machtübernahme findet ihren Niederschlag in den Hexenprogromen, wo - wie Claudia von werlhof es ausdrückt - "das Frauenlegen analog zum Bauernlegen" stattfindet und bekanntermaßen per Macht der männlich regierten Kirche matriarchales Wissen verbrannt wurde. Für das neue patriarchale Denken wurden die mystische Versenkung, das kosmologische Denken und das weibliche Wissen um die Zusammenhänge der Natur geopfert. Vertreter dieser Geistesrichtung neben Kirchentheoretikern sind die Staatstheoretiker DESCARTES, BACON.

Die jüngste Entwicklung hin zum patriarchalen System ist die Technisierung und Mechanisierung. CLAUDIA VON WELHOF nennt es die "Mechanisierung des Menschen durch die Technik, die sich zwischen das Individuum und seinen Ausdruck schiebt". Das Ergebnis ist emotionale Versteinerung von Männern und Frauen. Ich erinnere z.B. an die Stimmung in einer Flughafen-Abflughalle an einem Wochentag morgens gegen 7.30 Uhr: Beherrschte, konzentrierte Gesichter - müde, wenn man dahinter schaut - Menschen in grauen Anzügen oder Kostümen mit Aktenkoffern in der Hand versammeln sich für die Verhandlungen irgendwo. Selten, daß ich einmal einen Blick erhasche oder gar ein Lächeln hervorzaubern kann, wenn ich es darauf absehe und nicht ähnlich versteinert bin. Geschäftspartner sprechen eventuell noch über ihre Geschäfte, wenn überhaupt Stimmen zu hören sind. Und dann fliegt dieses Flugzeug mit vielen stummen Menschen, über Akten gebeugt, seinem Bestimmungsort zu. Das stereotype "guten Morgen" der Stewardessen wird kaum noch wahrgenommen. Ich finde mich häufig wieder mit der Phantasie: Wie sehen diese Menschen aus, wenn sie lieben? Oft übersteigt das meine Vorstellungsgabe.

Eine weitere Bedingung der Entkräftung matriarchaler Werte ist die Einführung des Geldes und des kapitalistischen Warensystems. Mann wie Frau müssen Geld aufbringen für ihre Selbsterhaltung. Mit der Auflösung der Familienverbände ist eine gebärende Frau entweder auf ihren männlichen Ernährer angewiesen oder sie muß selber für ihre finanzielle Existenz aufkommen. Beide Formen der Mutterexistenz sind Ausprägungen unseres machtorientierten Systems. Die Entscheidungen von Frauen über ihre Existenz sind häufig eine Frage von Geld und damit auch von Macht. Jede alleinerziehende Person weiß um diese Not!

MEIER-SEETHALER'S Grundthese in ihrer Betrachtung der kulturhistorischen Entwicklung ist, daß "zu Beginn der Kultur ... beide Geschlechter im Überlebenskampf in der Natur standen und in einer existentiellen Auseinandersetzung mit ihren Lebensbedingungen begriffen waren, die zu den typisch menschlichen Kulturschöpfungen führte. ... es spricht alles dafür, daß sowohl im sozialen, wie im kulturellen Bereich zunächst ein Ungleichgewicht zugunsten der Frau bestanden hat, was zu vielschichtigen Kompensationen auf der Seite des Mannes führte" (7, S. 26). Die Kulturhistorische Entwicklung von der matrizentrischen Gesellschaft zur patriarchalen Überherrschung läßt sich ihres Erachtens überhaupt nur aus diesem anfänglichen Ungleichgewicht und der daraus resultierenden Kampfhaltung plausibel machen.

 

B. Patriarchales Denken ist Wenn-dann-Denken und damit Machbarkeitsdenken. Matriarchales Denken ist Beziehungsdenken, geschichtsbezogenes Denken.

Patriarchales Denken vermittelt: Man muß ändern, was nicht so ist, wie ich es mir vorstelle, Natur oder Mensch. In der Wüste muß etwas wachsen, der Mensch muß verändert werden, so daß er ins System paßt. Im antropozentrischen Weltbild muß der Mensch sich die Natur untertan machen. Wenn der Ackerboden nicht genug hergibt, muß er chemisch gedüngt werden.

Der matriarchale Ansatz geht mit dem und fördert das, was natürlicherweise gegeben ist, ist ökologisch und spirituell. Das Beziehungsgeschehen als geistiges Prinzip ist wesentlich. Jedoch die "irrationalen" weiblichen Werte stören und müssen vernichtet werden. Argumentiert wird mit Notwendigkeiten. Frauen lassen sich überzeugen und fordern in manchen feministischen Bewegungen "gleiches Recht" für die Frauen, wobei sie im Grunde etwas gegen ihr eigenes Naturell fordern. Dieser Fehlschluß wird in der neueren feministischen Literatur - z.B. von CHRITA MULACK (3) - aufgedeckt.

 

C. Patriarchale Werte sind Effektivität, Erfolg, Konkurrenz. Matriarchale Werte zielen auf Sein, Erleben und Miteinander.

Im patriarchalen System liegt die Entfremdung von den menschlichen Bedürfnissen nach Glück und Zufriedenheit. Das Bedürfnis nach "greater, bigger and better" wird genährt und gefördert. Versagen - gemessen an welchen Normen auch immer - wird zum Desaster und führt nicht selten zum Selbstmord. "Konfliktbewältigung" wird zum Schlagwort, Konfliktbewältigungsstrategien werden in Seminaren vermittelt.

Ich zitiere nochmals CLAUDIA VON WERLHOF: "Und Frauen verweigern sich nicht insgesamt, sonst hätte das nicht geschehen können". Ich will mich nicht ausnehmen und ex cathedra sprechen: Wenn ich meine Lebensgeschichte anschaue und mich im Nachhinein wundere, wieviele Anpassungsleistungen ich an die Forderungen meiner systemimmanent geprägten Eltern, an meine männlichen Lebenspartner, an meinen Ehrgeiz, an meine gesellschaftlich geprägten Vorstellungen brachte. Und selbst jetzt, wenn ich diesen Text verfasse: Was ist die Hintergrundmotivation meines Tuns? Für wen tue ich das? Bin ich wirklich frei vom Auftrag meines Vaters, "eigentlich Professorin" sein zu sollen? Ich beruhige mich mit dem Gedanken, daß ich mit der Wahl der Gestalttherapie für mich als Arbeits- und Lebensform einen Weg gewählt habe, der mir Möglichkeiten bietet, anders als in diesem System zu denken, zu fühlen und zu leben. Und ich muß aufpassen, mich nicht schon gleich wieder als "besserer Mensch" zu fühlen, der sich über andere erhebt.

Ich komme zurück zu meinen Traum-Polaritäten: Was bleibt davon übrig unter der soeben dargestellten Sichtweise? Auf dem weiblichen Pol finde ich alle im matriarchalen System vorhandenen Merkmale, auf dem männlichen Pol solche, die im patriarchalen System vorherrschend sind. Frage ich mich persönlich, wo ich mich wiederfinde, möchte ich das Merkmal "Wissen" unbedingt mit auf dem weiblichen Pol haben - sonst könnte ich z.B. diesen Text gar nicht erarbeiten. Was ich nicht auf den weiblichen Pol herüber nehmen möchte, ist das "Besser-Wissen", das wiederum ein Merkmal der Machtausübung ist. Von dem Merkmal "Direktivität" möchte ich gerne den Anteil Entschiedenheit und Konfliktbereitschaft mit herübernehmen, nicht jedoch den Teil Unterdrückung. Meine Positiv-Wertung, wie unschwer zu erkennen, liegt eindeutig auf der matriarchalen Seite!

 

 

2. Thesen zu matriarchalen Werten in der Gestalt-Theorie

 

Ich folge der Ordnung der obigen Thesen:

A. Gestalttherapie ist eine immanent gewaltfreie Methode der Selbst-Entfaltung; dabei ist sie auch konfrontativ.

Im Vordergrund der Wahrnehmung steht die prozeßhafte Entwicklung der Person, die ich als Therapeutin an mir selbst erlebe und zu der ich meinen Klienten und Klientinnen meine Unterstützung gebe. Der Focus ist auf das Wie des Prozesses gerichtet und nicht primär auf die Inhalte. Durch achtsames Wahrnehmen des prozeßhaften Geschehens im Kontakt zu meinem Gegenüber erleichtere ich dieser/m die Wahrnehmung für die Hindernisse, die er/sie sich für sein Selbstwerden in den Weg legt. Ich begleite ihn/sie immer wieder zu seelischen Wegkreuzungen, an denen er/sie sich selber entscheiden kann, wohin der Weg weiter geht. Ich vertraue dabei auf die organismische Selbstregulation, die ein wesentlicher Wert in der Gestalttherapietheorie wie in der gesamten humanistischen Psychologie ist.

Von der Wertseite hat das mit Respekt für den anderen Menschen zu tun und mit der Achtung seiner Eigen-Art -auch und gerade mit seinen neurotischen Schwierigkeiten. Ich baue auf das Vertrauen und meine Erfahrung, daß Veränderung individuell und gesellschaftlich möglich ist. Speziell in der Arbeit mit Frauen ist das "ich darf so sein, wie ich bin" von unschätzbarer Bedeutung (A). Geschichtlich betrachtet (s.o.) sollen Frauen anders sein als sie sich oft fühlen, und wenn sie das nicht sind, werden sie häufig von patriarchal orientierten Menschen als "dumm, häßlich oder hysterisch" abqualifiziert (9). In der Therapiesituation dürfen Frauen so "hysterisch, dumm und häßlich" sein wie sie wollen, ohne Verlust an Wert und Prestige. Oft ist es quälend mitzuerleben, wie sehr sich Frauen dennoch selber abqualifizieren, z.B. wenn sie geweint haben und sich danach häßlich und minderwertig finden. Da ist die Frauengruppe hilfreich, wenn andere der betroffenen Frau vermitteln, daß sie mit ihrer Selbst-Abwertung nicht alleine steht und daß eine Umwertung solcher (patriarchaler) Introjekte möglich und wünschenswert ist. Eine Frau sagte mir einmal - sie war 42 Jahre alt - "Du bist die erste, die mich nicht verändern will"; am meisten hatte deren eigene Mutter versucht, sie zu verändern!

Von den männlichen Gestaltautoren ist ERV POLSTER derjenige, der Gewaltfreiheit und Prozeßhaftigkeit entschieden in den Vordergrund stellt. Aus meinen persönlichen Arbeiten mit ihm weiß ich, wie sich das anfühlt. Für alle meine bisherigen Normen war es ein Umsturz, daß er "einfach nur da" war und mich mit seinem unausweichlichen Kontaktangebot nicht losließ. Ich begriff, daß ich in der Arbeit mit ihm wirklich ich - ohne Spiele und Vorstellungen von mir - erwünscht war. Mein über Jahre hinweg aufgebautes Gebäude von "Schoulds" brach zusammen in der Konfrontation mit dieser Haltung. (B)

In ihrem gemeinsamen Aufsatz von 1976 "Therapie ohne Widerstand: Gestalttherapie" (6) äußern sich ERV und MIRIAM POLSTER folgendermaßen: "Wir sagen, daß wir eines/einer Klienten oder Klientin Steckenbleiben, Ausweichen, Nichtwissen, Trotz, Dumpfheit, Blindheit, Weinerlichkeit, usw. nicht als Widerstand zu etwas ansehen, das andere (Therapeuten) als das eigentliche Problem ansehen. Das Konzept des Widerstandes schließt vorausgenommene Ziele ein, die häufig Wachstum behindern, insbesondere, wenn diese Ziele entweder von der Gesellschaft oder vom Therapeuten gesetzt werden. So sucht der Gestalttherapeut danach, Raum für Ausdruck in der Phantasie oder in der Aktion zu geben für sonst unerwünschtes Verhalten". An anderer Stelle dieses Aufsatzes weisen sie darauf hin, daß das Zielesetzen des/der Thp. für den/die KlientIn eine große Versuchung für den/die TherapeutIn ist: "Für beide, TherapeutIn und KlientIn, ist es ganz natürlich, sich Ziele zu setzen ... - es ist die Aufgabe des Therapeuten, diese Ziele auszuklammern, so daß er frei ist, auf das augenblickliche Erleben einzugehen - auch wenn er sich noch so sehr von Herzen wünscht, daß der/die KlientIn ihr Symptom verlieren möge". (Übersetzung durch mich)

In diesem Prozeßansatz liegt auch die Dimension der Zeit verborgen: Prozesse brauchen Zeit, wie ein sich entwickelndes Kind im Mutterleib seine Zeit bis zur Reife braucht. Erst dann kann es geboren werden. (C)

 

 

B. Gestalttherapie ist ganzheitlich und geschichtsbezogen.

Mit "ganzheitlich" meine ich: Seele/Leib des Menschen (Organismus) stehen im Wechselspiel mit der natürlichen, gesellschaftlichen und historisch gegebenen Umwelt. Nur wenn alle diese Teile in einem lebendigen Wechselspiel von Vordergrund und Hintergrund im Kontaktgeschehen existieren, kann sich das Selbst entwickeln. Hervorragender Vertreter dieser Theorie ist PAUL GOODMAN. GOODMAN hat sich vehement und unter Inkaufnahme empfindlicher Einschränkungen für sein Leben für den gesellschaftlich-historischen Aspekt von Leben eingesetzt. Als homosexueller Mann trat er öffentlich für die Belange einer Minderheit ein, was zu seiner Zeit mit einem hohen Risiko an gesellschaftlicher Ächtung verbunden war. Seine Schriften wurden durch deutsche Veröffentlichungen in den letzten Jahren zugänglich.

Patriarchales Wenn-dann-Denken wird in der Gestalttherapie ersetzt von einem Sowohl-als-auch-Denken, das Polaritäten und Widersprüche zuläßt. Die Akzeptanz von Polaritäten in der menschlichen Existenz und das kreative Umgehen damit ist ein zentrales Merkmal gestaltischen Denkens und Handelns. In einem Vortrag, den ich zum Thema "Chaos und Ordnung" verfaßte, vertrete ich die Meinung - und habe sie immer noch - daß gerade im Spannungsfeld zwischen divergierenden Polen der eigentlich kreative Akt stattfinden kann. (Die "Wiederentdeckung" der Philosophie von FRIEDLAENDER insbesondere durch FRAMBACH ist eine Gestaltquelle). So sind wir in der Gestaltarbeit offen für das Unvorhersehbare, das Nichtkalkulierbare, die Überraschung in der seelischen Entwicklung von Menschen. Ich bin als Therapeutin immer wieder verblüfft über den Einfallsreichtum meiner KlientInnen, Wege aus der Spannung zu finden, die ich selbst nicht hätte erahnen können. Das immer wieder neu mitzuerleben, gibt mir in der Therapiearbeit Frische, Leben und Lust.

Den geschichtlichen Aspekt betont LAURA PERLS in ihrem Interview 1987 mit MILAN SRECKOVIC (4): "Kontakt als Grenzphänomen ist nur in dem Ausmaß möglich, in welchem Stütze (support) dafür verfügbar ist. Diese Stütze (support) ist mein gesamter mir zur Verfügung stehender Hintergrund, wogegen meine gegenwärtige Erfahrung eine bedeutungshaltige Figur bildet. Die Beziehung dieser Figur, des Kontaktes also, zur Stütze (support) oder dem Hintergrund macht die Bedeutung aus" (ebd. S. 183). Sie sagt später: "Die Angst würde ich als Mangel an wesentlicher Stütze (support) definieren, die als Gefühl der äußersten Unsicherheit und Verlassenheit erlebt wird."

Auch ERV POLSTER hat sich in seinem letzten Buch mit dem aussagekräftigen Titel "Jedes Menschen Leben ist ein Roman wert" mit den lebensgeschichtlichen Hintergründen seiner KlientInnen befaßt. Ich selber habe meine Aufmerksamkeit auf die Lebensverläufe von Frauen - angefangen mit meinem eigenen - gerichtet und diese bewußt gemachten Geschichten expressis verbis zum Ausgangspunkt von Gestaltarbeit genommen.(D) Die sich daraus entwickelnden Arbeiten waren von einer ungeheuren Kraft und von hohem Self-support getragen. Zum Teil brauchte ich kaum mehr Unterstützung zu geben, die Arbeiten "liefen von selber".

 

C. Gestalttherapie ermöglicht konkurrenzfreies Erleben miteinander.

Hier habe ich bewußt nicht "ist", sondern "ermöglicht" gesagt, denn natürlich gibt es auch im Gestaltsetting Konkurrenzen. Dennoch gibt es - gefördert durch das Hier-und-jetzt-Prinzip massenweise Situationen, in denen Mitgefühl und Ergriffenheit statt Konkurrenz und Neid im Raum sind. Solche Momente überdurchschnittlich häufig im Vergleich zum Leben "draußen" zu erleben, kann die Beteiligten nicht unverändert entlassen; ebenso das Durcharbeiten aufkommender Konkurrenz. Insbesondere die Gestaltgruppe hat einen starken Modellcharakter für eine Art von Leben miteinander, in dem Selbstverantwortung und Wohlwollen anderen Menschen gegenüber wesentlich sind. Ich wünschte mir, daß so viele Menschen so viele solcher Situationen erlebten, daß sie gar nicht mehr dazu in der Lage wären, primär "gegen" andere aufzutreten und sich "durchs Leben zu kämpfen" statt zu lieben. So könnte ein Stück gesellschaftlicher Entfremdung aufgehoben werden und ein neuer - uralter - Weg zur Erhaltung dieser Erde eingeschlagen werden.

Auf meiner Suche nach Belegmaterial in der Literatur komme ich auch zu FRITZ PERLS (5). Ich habe einige seiner Sitzungsprotokolle wieder gelesen und war erneut beeindruckt, mit welcher Klarheit und Konsequenz er das Hier-und-jetzt-Prinzip vertritt. Er fördert damit so sehr unmittelbares Erleben und Selbstverantwortung ("response-ability"), daß dies noch über das geschriebene Wort spürbar wird. Durch seine Art zu arbeiten ("one-to-one") vermeidet er allerdings auch konkurrenzträchtige Beziehungs-Situationen in der Gruppe und nimmt sich selber ganz raus als der Anführer, der er nun einmal ist. In der modernen Gestalttherapie finden wir mehr Männer und Frauen, die sich auch als LeiterInnen in Begegnungs- und Auseinandersetzungs-Prozesse mit der Gruppe oder einzelnen GruppenteilnehmerInnen einlassen.

Teil III: "männliche" und "weibliche" Gestalten

1. Arbeiten Männer anders als Frauen mit dem geschilderten Gestalthintergrund?

Seit Jahren arbeite ich zusammen mit Frauen und Männern im Co-Leading von Gruppen. Bei gleichgeschlechtlicher bzw. heterogeschlechtlicher Leitung ist eine durchaus andere "Schwingung" im Raum. GruppenteilnehmerInnen sprechen einerseits von "wohltuender weiblicher Energie" und andererseits von einem "Fehlen männlicher Energie". Was ist das? Gibt es einen gemeinsamen Nenner, der die "männliche Energie" ausmacht? (Über weibliche ist oben schon viel gesagt worden).

Im Frauenteam erlebe ich mehr Synchronizität und Bejahung, im Mann-Frau-Team mehr Herausforderung und Spannung. Über das Ansprechen dieser Wahrnehmung bei Beteiligten - Kolleginnen, Kollegen und TeilnehmerInnen - gelangte ich zu einer Hypothese, die ich zur Diskussion stelle:

Männer tendieren in ihrem Therapieansatz dazu, Gestalten zu schließen, Prozesse "rund" zu machen; Frauen vertrauen mehr auf die Selbstheilungstendenz des Organismus.

In einer Gruppe formulierten TeilnehmerInnen das so: Nach Abschluß von Arbeiten mit mir als weiblicher Therapeutin entstehe ein Gefühl von "Versonnenheit" und "innerer Weiterarbeit"; bei ihren männlichen Trainern eher ein Gefühl von "Abgeschlossenheit" und "wie neu geboren". Wir nahmen an, daß diese Empfindungen mit weiblich/männlicher Haltung in der Ausübung der Gestaltarbeit zu tun haben; und wir phantasierten weiter: Könnte sich im männlichen Tun ein Bedürfnis nach Handeln und befriedigendem Ergebnis ausdrücken und im weiblichen das Bedürfnis nach Geschehenlassen? Letztere Haltung würde mehr der als "matrizentrisch" bezeichneten entsprechen.

Als ich meine Kollegen zu dieser Hypothese befragte, schienen sie zunächst etwas befremdet! Ich hatte den Eindruck, sie fühlten sich angegriffen: Wertungen kamen auf. Nachdem diese Hürde geschafft war, erwogen sie, daß "etwas dran sein könnte". Ich gebe einige ihrer Erwägungen wieder:

- Es sei tatsächlich beglückend, wenn eine "Gestalt rund" sei, etwas "geschafft" sei.

- "Am liebsten hätte ich es, wenn am Schluß alle glücklich wären ..."

- Vielleicht gäbe es da noch die "männliche Verpflichtung zur Logik" ...

- Als Bild tauchte St. Christopherus auf, der andere "trägt".

- Sehr ausführliche, zeitlich aufwendige Arbeiten seien möglicherweise von dem Wunsch getragen, zu einem befriedigenden Ende zu gelangen; so daß beide Kl. u.Thp. loslassen können.

- Je mehr ein Mann als Therapeut weibliche Anteile integriere, desto eher könne er "loslassen"; das zu tun brauche er Zeit, es falle nicht leicht.

Um polar zu formulieren:

Bei "männlicher" Gestaltarbeit findet sich eher Dichte, Präzision, Konfrontation; bei "weiblicher" eher Begleitung des Prozesses mit der Tendenz, der Selbstregulation zu vertrauen. Beide Pole sind beschreibend und nicht wertend gemeint; und natürlich verfügen Männer wie Frauen auch über die jeweils anderen polaren Möglichkeiten. Für die Ausprägung beider beschriebener Pole setze ich selbstverständlich das Wissen um die gestalttheoretischen Vorgänge im jeweiligen therapeutischen Geschehen voraus. Ich vermute, daß die bei Frauen eher zu beobachtende Haltung damit zu tun hat, daß wir Frauen physiologisch und psychologisch mit prozeßhaften rhythmischen Abläufen mehr vertraut sind als Männer.

Ich will mit diesem Abschnitt eine Tendenz aufweisen und gebe meine Gedanken als Einladung weiter, diese Spur zu verfolgen oder eine andere zu finden.

 

2. Ist Gestalt-Therapie männliches Terrain?

Auf der Suche nach Autorinnen im gestalttherapeutischen Bereich stieß ich auf ein Phänomen, das mir bis dahin nicht so deutlich war: Es gibt verschwindend wenige Gestaltfrauen, die publiziert haben.

Bekannt ist, daß LAURA PERLS mit ihrem Einfluß auf die Theoriebildung in der Öffentlichkeit zur Zeit der "großen Männer" in der Gestalttherapie nicht gewürdigt wurde. Ich war entsetzt, zur Kenntnis zu nehmen, daß in dem Sammelband, der 1989 von MILAN SRECKOVIC herausgegeben wurde (4), Aufsätze und Reden von ihr aus der Zeit ab 1953 erstveröffentlicht wurden.! Hatte sich vorher niemand dafür interessiert?

Als weitere Gestaltautorinnen fand ich Patricia Baumgardener (1), deren Buch "Das Vermächtnis der Gestalttherapie" 1990 in Deutsch herauskam; die Engländerinnen PETRUCIA CLARKSON und JENNIFFER MACKEWN: FRITZ PERLS (deutsch bei EHP). Des weiteren Frauen, die gemeinsam mit Männern veröffentlicht haben, wie MIRIAM POLSTER, und in der neueren deutschen Gestaltliteratur z.B. JOHANNA MÜLLER-EBERT, MARTINA GREMMLER-FUHR, HEIKA EIDENSCHINK ....

Ich habe eine einfache Statistik erhoben, indem ich zählte, wieviele Frauen und Männer in jeweils sieben Nummern der "Gestalttherapie" bzw. "Integrative Therapie" veröffentlicht haben (Buchbesprechungen ausgenommen): In beiden Publikationsorganen ist das Verhältnis 1 (weiblich) zu 4 (männlich) (dies war 1991).

Das ließ mich nachdenken über die Rolle der therapeutisch tätigen Frauen in der Gestalttherapie. Das o.g. Verhältnis läßt mich fragen: Welche Bedeutung haben Frauen und messen sich Frauen zu in den letzten 40 Jahren Gestalttherapie, zumal wesentlich mehr Frauen in der Gestalttherapie als Therapeutinnen tätig sind als Männer?

Es sieht so aus, als seien die "Denker" Männer, die "Tätigen" Frauen. Vielleicht liegt ein Hinweis in der Art, wie z.B. PATRICIA BAUMGARDENER'S Buch gestaltet ist: Im ersten Teil stellt sie - durchaus spannend und persönlich - ihre Begegnung mit PERLS und ihren Dank an ihn dar, im zweiten Teil redigiert sie "Vorlesungen, Erinnerungen und Transkriptionen" des Meisters. Haben wir Frauen nicht Eigenes zu bieten?

Auffallend ist auch, daß bedeutende Frauen ihren Weg weg von der Gestalttherapie zu eigenen Systemen der Therapie entwickelt haben und damit in die Öffentlichkeit traten: RUTH COHN, VIRGINIA SATIR, ANNE WILSON-SCHAEF. Fanden sie keinen Platz in der männlichen Gestaltszene? Nahmen sie ihn sich nicht?

Meine Vermutung zu diesen Erscheinungen:

1. Die Frauen sind eher Trägerinnen der Gestaltidee, Praktizierende, und weniger "Schöpferinnen". Genügt es ihnen, das weiterzugeben und zu leben, was sie als gut für ihre Lebensform in der Gestalttheorie ansehen?

2. Trotz der aufgezeigten "Matriarchalität" der Theorie trägt die Unterordnung unter ein patriarchales System, sprich: Die Männer "machen", wir unterstützen ...

3. Es gibt Botschaften von Gestaltmännern, daß wir Frauen uns im "emotional-kreativen Bereich" ansiedeln und den "rationalen" den Männern überlassen sollen. Übernehmen Frauen diese Botschaft?

4. Gestaltfrauen gehen nicht in die Öffentlichkeit - wollen oder trauen sie sich nicht?

Um so erfreulicher finde ich die Tatsache, daß der Vorstand der Deutschen Vereinigung für Gestalttherapie (DVG) ab 91 stärker weiblich besetzt ist. Der "neue Stil" fiel mir auf, als BARBARA SCHNEIDER das interne Info folgendermaßen einleitete: "Dieser Info-Brief ist offen für Eure Beiträge, Praxisberichte, Meinungen, Fragen, theoretische Ausführungen, Kritik - eine Mitgliederzeitschrift. Die pointierteste Kritik, die ich an diesem Vorschlag zu hören kriegte: "Dann haben wir ja ein Zweiklassensystem! Die 'Gestaltungstherapie' und 'ne Schülerzeitung'." - "Na und?". Und etwas später im Text: "Und ich beantworte Briefe." (E) Ich fühlte mich sofort zu einem Kommentar aufgerufen.

5. Liegt es im Wesen des matriarchalen Seins, nichts aufs Papier zu bringen? Ich tue mich viel leichter, - und weiß mich in Gesellschaft vieler kluger Frauen - im Gespräch, d.h. im Prozeß mit anderen Ideen zu entwickeln. Ein Kollege formulierte es so: "Wenn es so ist, daß Frauen prozeßhafter leben als Männer, widerstrebt es ihnen möglicherweise, sich im geschriebenen Wort festzulegen." Wenn ich daran denke, wie aufregend es für mich ist, Gedanken, die ich wochenlang gedacht und mit anderen ausgetauscht habe, jetzt in die Maschine zu schreiben, wie zweifelnd ich immer wieder bin, ob ich dieses oder jenes "behaupten" kann, nehme ich an, daß an dieser Hypothese eine gute Portion Wahrheit ist.

Angeregt durch gemeinsame Überlegungen zum Punkt 5 haben BERNADETTE VALENTIN-MOUSLI und ich bei der DVG-Tagung 1992 eine Werkstatt zu folgendem Thema angeboten: "Die geheime Macht der Gestalt-Frauen. Workshop für 20 Frauen, die mehr wissen als sie veröffentlichen und sich weniger in öffentlichen Machtpositionen zeigen als sie können. Wie hindern wir Gestaltfrauen uns?" Der Workshop war ausgeschrieben für 20 Frauen, 23 nahmen teil, was wohl für die große Dringlichkeit spricht, dieses Thema zu erforschen.

Über Übungen und Austausch der Teilnehmerinnen wurde offenbar, daß die Schreib- und Präsentationshemmung der anwesenden, zumeist hochkarätigen Gestaltfrauen schwerpunktmäßig folgendermaßen begründet war:

- Schreiben als das Zusätzliche: Erst mal die wichtigen alltäglichen Notwendigkeiten erledigen, Schreiben als "Belohnung" danach. Da diese meist entfällt wegen Erschöpfung, bleibt eine schöne Hoffnung auf die Zukunft.

- Frau unterstützt zunächst den Partner in seinen beruflichen Bedürfnissen: Hindernisse aus dem Weg räumen, Iddeenträgerin sein, Umsetzung am Computer ...

- Furcht vor der Öffentlichkeit: Wer liest das? Introjekte wie "nimm dich nicht so wichtig" oder "das ist nicht logisch" werden wirksam, Tagebuchschreiben ist etwas ganz anderes!

- Heraustreten aus der Anonymität: Was denken die Leser und Leserinnen dann von mir? Stell dich nicht bloß! Üb' keinen Verrat, z.B. am Gedankengut anderer.

- Mein Stil ist nicht wissenschaftlich genug. Ich kann das nicht so, wie die geübten Schreiber. Dies allerdings auch verbunden mit der Frage: Will ich denn überhaupt "wie die Männer" schreiben, und ist so wie ich schreibe angemessen für eine wissenschaftliche Veröffentlichung?

Bei genauem Hinhören sind eine Fülle der (männlich-gesellschaftlich) geprägten Introjekte aufzufinden, die da wirksam sind!

Diese skizzenhaft dargestellten Ergebnisse habe ich aus der Erinnerung niedergeschrieben, sie prägten sich ein und waren mir natürlich auch nicht unvertraut.

Fazit zu diesem Abschnitt meiner Überlegungen: Vielleicht können wir Therapeutinnen im Gestaltbereich anders als "wissenschaftlich" an die Öffentlichkeit treten, einfach etwas vermitteln von dem, was uns wichtig und mitteilenswert ist. Dazu brauchen wir allerdings auch Redaktionen und LektorInnen, die Sinn für die Andersartigkeit weiblicher Vermittlung von Wissen haben.

Abschlußbemerkung:

Das Sammeln, Diskutieren, Aufschreiben, Redigieren und Aktualisieren (Anmerkungen 1997) hat mich angeregt, aufgeregt und auf neue Ideen gebracht. Ich hoffe, daß es meinen LeserInnen ähnlich gehen wird. Ich freue mich über Reaktionen, weibliche und männliche!

Anmerkungen:

(A) vergleiche Paradoxe Theorie der Veränderung von Beisser Arnold R. 1997, veröffentlicht in seinem Buch: Wozu habe ich Flügel? Ein Gestalttherapeut betrachtet sein Leben als Gelähmter.

(B) Anm. 1997: In der Zwischenzeit weiß ich von zunehmend mehr männlichen Kollegen, die diese Haltung wertschätzen und vertreten. In neueren Veröffentlichungen insbesondere bei Frank Staemmler: Therapeutische Beziehung und Diagnose, München 1993 und Fuhr Reinhard/Gremmler-Fuhr Martina, Gestalt-Ansatz, Köln 1995

(C) Anm. 97: Diese meine Überzeugung steht im Widerspruch zum politisch und ökonomisch motivierten Trend der letzten Jahre zur "Kurzzeit"- oder "Fokaltherapie". Durch diese sollen "kranke Menschen" ganz im Sinne unseres (patriarchalen) Gesundheitssystems schnell und kostengünstig wieder "fit für den Alltag" werden. Hier kann es sich meines Erachtens nur um seelische Schnellreperatur jedoch nicht um einen von der Gestaltvorstellung her interdierten Wachstumsprozeß und Wandlungsprozeß handeln.

(D) Anm. 97: Die Analyse und das Arbeiten mit Frauen-Lebensläufen war der Start: inzwischen nutze ich diesen Weg selbstverständlich auch in der Arbeit mit Männern, (wenn diese erfahrungsgemäß auch weniger schnell darauf einsteigen).

(E) Anm. 97: Inzwischen hatte die Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie (DVG) sogar einen Gesamt-Frauen-Vorstand für ein Jahr! Unter diesem Vorstand erlebte ich u.a. (!) das geselligste Fest aller DVG-Tagungen. (Ob das mit dieser Tatsache zu tun hatte?) Dieser Vorstand zeigte wahrlich keine Scheu, vor Öfffentlichkeit und Arbeit nach außen. Eine schöne Veränderung! Danke!

Literatur:

(1) BAUMGARDENER, PATRICIA: Das Vermächtnis der Gestalttherapie, Klett-Cotta, Stuttgart 1990

(2) FRIEDAN, BETTY: Der Weiblichkeitswahn, Rowohlt, Hamburg 1966

(2a) Libreria delle donne di Milano: Wie weibliche Freiheit entsteht,Berlin 1991

(3) MULAK, CHRISTA: Natürlich weiblich: Die Heimatlosigkeit der Frau im Patriarchat, Kreuz Verlag, Stuttgart 1990

(4) PERLS, LAURA: Leben an der Grenze, Hrsg. MILAN SRECKOVIC, Ed. Humanist. Psychologie, Köln 1989

(5) PERLS, FRITZ: Grundlagen der Gestalttherapie, Pfeiffer, 6. Aufl. 1985

(6) POLSTER, ERV und MIRIAM: Therapy without resistance: Gestalt-Therapy, by Erv Polster, Ph. Dr. and Miriam Polster, PH. Dr., reprinted from "What makes behaviour change possible?", edited by Arthur Burton, Brunner/Mazel, New York 1976

(7) MEIER-SEETHALER, CAROLA: Ursprünge und Befreiung, eine dissidente Kulturtheorie, Verlag Arche, Zürich 188

(8) V. WERLHOF, CLAUDIA, Prof., Lehrstuhl für Politisches Österreich mit besonderer Berücksichtigung der Frauenforschung der Universität Innsbruck: Persönliche Mitteilungen anläßlich eines Seminars im Rahmen des Arbeitskreises Kritische Gestalttherapie (AKG) am 16.3.1991, München

(8a) V. WERLHOF, CLAUDIA: Mutter-Los, Frauen im Patriarchat zwischen Angleichung und Dissidenz (Neuerscheinung), Frauenoffensive 1996

(9) WILSON-SCHAEF, ANNE: Weibliche Wirklichkeit, Verlag Bögner-Kaufmann, Wildberg 1984 (wahrscheinlich bei neuem Verlag wiederaufgelegt).

 

 Praxisadressen von Gestalttherapeuten/-innen

 Kurzinfo zur Autorin dieses Beitrages:

Inga Schumann-Sorge

Seit ihrer Entscheidung für die humanistischen Therapieverfahren in den siebziger Jahren ist Inga Schumann-Sorge eine engagierte Vertreterin der Gestalttherapie. Sie arbeitet in freier Praxis und als Ausbilderin und Supervisorin.

Als Diplompsychologin (1964) bildete sie sich außeruniversitär weiter in klientenzentrierter Therapie, Psychodrama, Körpertherapie, Gruppendynamik, Verhaltenstherapie und natürlich in Gestalttherapie - letzteres insbesondere bei Miriam und Erving Polster.

Schon um 1980 war sie Mit-Initiatorin und Teil einer der ersten Gestalt-peer-groups Deutschlands in München. 1983 gründete sie gemeinsam mit Rainer Pieritz den "Arbeitskreis Kritische Gestalttherapie - AKG-GESTALTLEBEN". Als Ausbilderin in diesem Weiterbildungsinstitut setzt sie sich auch für soziale und politische Ziele auf gestalt-theoretischem Hintergrund ein: sie ist in der Deutschen Vereinigung für Gestalttherapie (DVG) in verschiedenen Funktionen tätig; befaßt sich seit Jahren mit frauenspezifischen Fragen individueller, therapeutischer und gesellschaftlicher Art; arbeitet im internationalen Forum "FORGE" mit an Fragen der Weiterbildung in Gestalttherapie. Sie hält Vorträge und gibt Workshops für Kongresse und Organisationen zu aktuellen Gestaltthemen und arbeitet nach wie vor gerne in der eigenen Praxis mit Einzelnen und Gruppen. Ihr Lebensmittelpunkt ist jetzt in Niederbayern, wo sie u.a. ein Gruppenhaus für Gestaltleben mit anderen zusammen führt.


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